Die drei Spieler des brasilianischen Fußballclubs Chapecoense, die den Flugzeugabsturz in Kolumbien überlebt haben, sind in einem sehr kritischen Zustand. Dem Ersatztorhüter Jackson Follmann droht nach der Amputation des rechten Beins auch eine Amputation des schwer verletzten linken Beins.

Helio Zampier Neto erlitt Brüche und ein schweres Schädeltrauma. Der erste Gerettete, Alan Ruschel, hat Verletzungen an der Wirbelsäule und könnte durch den Unfall querschnittsgelähmt sein. Auch die weiteren Überlebenden - ein Journalist aus Brasilien sowie eine Stewardess und ein Pilot aus Bolivien - erlitten teils schwere Verletzungen.

Probleme in der Elektrik

Die Maschine vom Typ British Aerospace 146 war gegen 22.15 Uhr Ortszeit wegen Problemen in der Elektrik bei Medellin gegen einen Berg gekracht. An Bord war ein Großteil des Fußball-Erstligisten Chapecoense, der sich innerhalb von fünf Jahren von der vierten in die ersten Division gespielt hatte, und war auf dem Weg zum bisher größten Match seiner Geschichte. Chapecoense sollte das Finalhinspiel zum Südamerika-Cup gegen den kolumbianischen Rivalen Atletico National bestreiten.

Blackboxes geborgen

Inzwischen wurden die beiden Blackboxes der Unglücksmaschine gefunden und auch ein Großteil der Leichen sind geborgen worden. Das Wrack wurde in der Nacht von Soldaten bewacht, Experten aus Bolivien und Großbritannien wurden eingeflogen.

Während im Fußball-verrückten Brasilien eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen wurde, herrscht weltweite Anteilnahme an der Katastrophe. Beileidskundgebungen von Messi bis Pele trudelten ein, der Bogen des Wembley-Stadions, die Christus-Statue in Rio oder auch der Präsidenten-Palast in der Hauptstadt Brasilia leuchteten in den grünen Farben des Vereins Chapecoense. Der Bürgermeister der 200.000-Einwohnerstadt Chapeco im Süden Brasiliens sagte alle offiziellen Weihnachtsfeiern ab und erklärte eine 30-tägige Trauerphase.

Tausende Fans, die noch vor wenigen Tagen mit Feuerwerkskrachern und großem Jubel den Aufstieg ihres Clubs ins Endspiel gefeiert hatten, versammelten sich zunächst in einer Abendmesse und füllten die Straßen der Stadt. Danach strömten sie, in den Clubfarben grün-weiß, zu einer spontanen Trauerfeier in das Stadion ihres Vereins. "Wir sind die Champions!", schrien sie in Trauer, als Clubvertreter und Verwandte der Verstorbenen einander im Kreis im Mittelfeld die Hände reichten. "Wir sind von einem Traum in einen Alptraum übergegangen", meinte Metallarbeiter Fernando de Oliveira, der seine Arbeit verlassen hatte, um seine weinende Frau und seine zwei Kinder zum Zeichen der Unterstützung ins Stadion zu bringen.

Verein wieder aufbauen

Der Vizepräsident des Vereins, Ivan Tozzo, will den Verein wieder aufbauen und nächstes Jahr wieder spielen lassen. "Wir werden den Club neu aufbauen müssen, neue Spieler verpflichten und viel Geduld haben müssen. Wir möchten nächstes Jahr weitermachen", sagte Tozzo gegenüber der brasilianischen Website Globoesporte.

Schon zuvor hatte es zahlreiche Solidaritätskundgebungen anderer brasilianischer Erstligateams gegeben, dem Unglücks-Team Sonderrechte wie das kostenlose Ausleihen von Spielern 2017 sowie einen Nichtabstieg für drei Jahre einzuräumen. "Das ist die geringste Geste an Solidarität, die wir derzeit anbieten können, aber es kommt aus dem tiefsten Wunsch, diesen Club wiederaufzubauen", hieß es in einem Statement der wichtigsten Vereine des Landes, darunter auch Meister Palmeiras.

Licht im Flugzeug fiel vor Absturz aus

Eine der wenigen Überlebenden des Flugzeugabsturzes hat von technischen Problemen kurz vor dem Unglück berichtet. Das sagte der Gouverneur des kolumbianischen Departements Antioquia, Luis Perez, dem Radiosender Caracaol. Er habe im Hospital mit einer überlebenden Stewardess gesprochen.

"Das wenige, was sie sagen konnte, war, dass die Lichter 40, 50 Sekunden vor dem Absturz zu flackern begannen und ausgingen", berichtete Perez. Die Luftfahrtbehörde hatte Treibstoffmangel als eine mögliche Ursache angegeben. Die beiden Flugschreiber konnten bereits geborgen werden und sollen genauen Aufschluss über die Ursache des Unglücks geben.