Kuhglocken gegen bloße Stimmgewalt. Pure Leidenschaft war nicht nur auf den Rängen die einzige Waffe, mit der sich Österreich im Duell gegen die Eidgenossen wehren konnten. Gespickt mit fünf NHL-Kräften im Kader zeigten die Schweizer vom Start weg ihre spielerische Überlegenheit. Nach 19 Sekunden stellte sich bereits Nino Niederreiter bei Keeper Bernhard Starkbaum vor. Bis zu zwölften Minuten wurden die Österreicher richtiggehend eingeschnürt. In Unterzahl blitzte aber eine stärke der Truppe von Roger Bader auf: Die Special Teams. Patrick Spannring tauchte alleine vor Goalie Leonardo Genoni auf. Doch der Schweizer blieb in diesem Duell Sieger.

Zwei Strafminuten der Schweizer wirkten wie eine Wohltat. Erstmals konnte man sich in der Zone festsetzen und Fabio Hofer fand die beste Chance vor. Knapp vor Drittelende zeichnete sich Starkbaum gegen Joel Vermin aus. Bis es dann doch noch mit der Schweizer Führung klappen sollte, Niederreiter bestrafte einen Lapsus in der österreichischen Defensive eiskalt (19.). Insgesamt wirkte Schweiz spielerisch deutlich überlegen, vor allem dank der NHL-Stürmer Niederreiter und Sven Andrighetto. Die Bader-Truppe wehrte sich aber mit aggressivem Körperspiel im Startdrittel.

In der Drittelpause schien, als hätte Team Austria den Spirit verloren. Es dominierte die Schweiz nach Belieben. Österreich wirkte ohnmächtig vor der spielerischen Klasse. Die einzige Möglichkeit fand Alexander Rauchenwald vor (23.) als er wieder allein vor Genoni aufgetaucht ist. Doch Schweiz erhöhte prompt auf 2:0, Gaetan Haas lupfte den Puck backhand in der Maschen (erneut ein schwerer Fehler der AUT-Defensive).

Hinterhältige Attacke

Und es schien alles für den ungefährdeten, verdienten Auftaktsieg der Eidgenossen auf Schiene. Bis es zur skandalösen, hinterhältigen Attacke von NHL-Spieler Sven Andrighetto an Steven Strong kam. Der Schweizer kassierte im ersten Abschnitt einen Check des Verteidigers und tobte, weil er ein Foul gesehen habe. Offenbar bloße Star-Allüren. Doch Andrighetto revanchierte sich eben mit einem üblen Kniecheck, der Strong direkt ins Krankenhaus befördert hatte. Hier liegt es nun am Internationalen Eishockey Verband (IIHF) ein Exempel zu statuieren und den Stürmer für den Rest des Turniers aus dem Verkehr zu ziehen. Für eine schmutzige Situation, die selbst die Schweizer Fans sprachlos gemacht hatte. Im Schweizer TV deutete diese Ex-KAC-Trainer Christian Weber das Geschehen hingegen als "Unfall".

Zumindest das Spiel war auch für Andrighetto zu Ende. In der 5-minütigen Überzahl fanden die Österreicher ihren Rhythmus wieder. Und ausgerechnet Schweiz-Legionär Dominic Zwerger brachte sein Team wieder heran (35.). Der Stürmer verkürzte auf 1:2 nach einem Abpraller. Gegen Ende des Drittels überstand Österreich erneut ein Unterzahl-Spiel.

Österreich traf zum Ausgleich

Besonders in den Vordergrund spielte sich aber Österreich-Keeper Starkbaum, der mit teils unglaublichen Paraden sein Team im Spiel halten konnte. In der 39. Minute verhinderte er mit dem Stock ein sicher geglaubtes Schweiz-Tor. Und auch in der Folge brachte der Wiener die Eidgenossen fast zum Verzweifeln. Allesamt Saves, die man ansonsten bei Highlight-Clips nur in der NHL sieht.

Die Sensation lag nicht nur in der Luft. Manuel Ganahl gab ihr ein ausdrucksstarkes Gesicht. Nach tollem Zuspiel von Peter Schneider besorgte der Finnland-Legionär den 2:2-Ausgleich (47.). Ein weiterhin überragender Starkbaum parierte alle weiteren Schussversuche und brachte Österreich in die Verlängerung. Damit war der erste Punkt bereits im Trockenen.

Doch Österreich brachte sich selbst um die Sensation. Ein Wechselfehler in der Verlängerung führte zum 3:2 durch Enzo Corvi. Zum Spieler des Abends wurde aus rot-weiß-roter Sicht natürlich Bernhard Starkbaum gewählt.

Beste Stimmung herrschte kurz vor Spielbeginn in der offiziellen Fanzone. Besonders die rot-weiß-roten Fans dominierten das Geschehen. Selbst die Team Austria-Offiziellen wie ÖEHV-Präsident Gernot Mittendorfer, Vize-Präsident Philipp Hofer und ÖEHV-Generalsekretär Christian Hartl statteten einen Besuch ab.

Allerdings waren sich alle heimischen Fans in Kopenhagen bewusst, dass die Eidgenossen eine schwierige Hürde darstellen werden. So etwa Christoph aus Klagenfurt, verkleidet als Mozart: "Die haben wirklich ein paar gute Spieler und sie sind hungriger als in Prag (in Anspielung auf den 4:3-Sieg n. P. bei der letzten A-WM Österreichs)."