Für den Handelskonzern Spar war es kein ruhiger Jahresabschluss. Nach einer veritablen Hasskampagne auf Facebook wurde im Dezember 2015 der testweise Verkauf von „Halal“-Fleisch eingestellt. Wofür sich Spar wiederum auch viel Kritik gefallen lassen musste. Als „Halal“ (arabisch für „erlaubt“ oder „zulässig“) wird aber nicht nur Fleisch bezeichnet, dies trifft auch auf andere Produkte zu.
Wie die Kleine Zeitung in Erfahrung bringen konnte, ist „Halal“ mittlerweile bei Projektmitarbeitern der Bawag PSK ein geflügeltes Wort.

Als erste österreichische Bank (der US-Fonds Cerberus ist Mehrheitsaktionär) wagt sie sich in das wachsende Geschäft mit „Islamic Banking“ – eine Finanz- und Anlageform, welche die Scharia, das religiöse Gesetz des Islam, als Grundlage hat. Zinsen sind beim „Islamic Banking“ verboten, wie auch Geschäfte mit Unternehmen, die in Glücksspiel, Waffen, Alkohol oder Pornografie investieren. Überwacht werden diese Regeln von einem Korangelehrten (Scharia-Board).

Fixes Entgelt statt Zinsen

Nach monatelangen Vorarbeiten, auch in Kooperation mit der Islamischen Glaubensgemeinschaft, wird es jetzt bei der Bawag ernst, bestätigt Claudia Lemlihi, Leiterin der Marketingkommunikation. „Ab 4. Februar starten wir den Pilotbetrieb für ein neues Girokonto, das weder Zinsen verrechnet noch bezahlt. Stattdessen gibt es fixe Entgelte“, sagt Lemlihi.

Dabei wird es drei verschiedene Varianten der sogenannten „Amana“-Kontomodelle (ab 4,90 Euro monatlich) geben – mit Kontokarte und Überziehungsmöglichkeit. „’Amana’ ist das arabische Wort für ‘Vertrauen’ oder ‘das Anvertraute’. Damit wollen wir signalisieren, dass der Kunde auf eine sorgsame Geschäftsgebarung der Bawag vertrauen kann.“ Es muss also einen eigenen Verrechnungskreis geben. Verläuft der Test erfolgreich, soll das Konto bald in allen Filialen verfügbar sein.

600.000 Muslime in Österreich

Als Zielgruppe werden die fast 600.000 in Österreich lebenden Menschen genannt, die sich zum muslimischen Glauben bekennen. Abgesehen hat es die Bank vor allem auf die türkische und bosnische Community, die zum Teil in der Muttersprache betreut wird. Der Flüchtlingsstrom aus dem arabischen Raum dürfte zusätzliche Nachfrage nach den Produkten bringen. Vor Jahren verlief ein ähnliches Projekt der Oberbank noch im Sand.

Weltweit boomt das „Islamic Banking“ seit Jahren mit zweistelligen Zuwachsraten. Deloitte geht etwa davon aus, dass die in islamischen Finanzprodukten verwalteten Mittel bis 2018 auf fast 3 Milliarden Euro anwachsen werden.

WOLFGANG FERCHER