Die erste Ernte ist bereits eingefahren: eine Ananas, eine Handvoll Papaya. Kein schlechter Ertrag für mitten im Winter, mitten in Graz.

Seit letztem Herbst wachsen und gedeihen in einer Baunische über dem alten Reformhaus in der Radetzkystraße 4 tropische Obstpflanzen in einer großen, transparenten Blase. Im Spätsommer steht die nächste Ernte an: Da gibt es dann Grazer Bananen, frisch von der Staude. Wie das geht? Dank Kunst natürlich. Denn erdacht hat das Projekt der Grazer Künstler Markus Jeschaunig. Er beheizt seine „Oase Nr. 8“ mit der tropisch warmen Abluft aus Bäckerei und Pizzeria auf dem Jakominiplatz. Bewässert werden die Pflanzen in dem eiförmigen Gewächshaus mit Regenwasser. Wer nach einem langen Winter Sehnsucht nach üppigem Grün hat, muss also nur den Blick nach oben lenken: auf ein Stück Tropen mitten in der Stadt.

Entstanden ist Jeschaunigs Oase als temporäre Installation für das Institut Kunst im öffentlichen Raum. Und natürlich ist sie mehr als nur eine Augenweide: Dass hier in bester Innenstadtlage Früchte wachsen, die ansonsten mit enormem Energieaufwand Tausende Kilometer zu uns transportiert werden müssen, ist durchaus als Einladung zu verstehen, über Ressourcenhaushalt, Recycling, Umweltpflege nachzudenken. Was in Zeiten des Klimawandels bekanntlich relativ dringend ist.

Elisabeth Fiedler, Leiterin des Instituts für Kunst im öffentlichen Raum, freut sich über das Gedeihen der Oase als Beispiel für „Kunst, die die üblichen Grenzen überschreitet, indem sie die Klimadiskussion aufgreift“. Nicht weniger erfreulich: Auch Unternehmer und Anrainer unterstützen das Kooperationsprojekt mit dem Botanischen Garten. Jeschaunig hat dafür sechs Betreuer engagiert, die mit ihm als ehrenamtliche „Banana Hood“ täglich nach dem Rechten sehen und dafür sorgen, dass es den Tropenpflanzen an nichts fehlt.
Bleibt also nur die allerwichtigste Frage ungeklärt: Wie schmeckt so eine Ananas vom Jakominiplatz? „Fast“, verrät Fiedler, „wäre sie auf einer Pizza Hawaii gelandet.“ Dann hat man sich doch entschlossen, das rare Stück für die Nachwelt zu konservieren – es wurde eingelegt.