Jürgen Melzer muss wegen seiner verletzten linken Schulter für sein am Samstag beginnendes Heim-Tennisturnier in der Wiener Stadthalle passen. Auch Superstar Roger Federer sagte den Organisatoren ab - er will sich in Ruhe auf das darauffolgende Turnier in Basel vorbereiten.

"Es geht nicht"

"Ich kann Wien nicht spielen", sagte Melzer. Zwar habe sich der Zustand der in Mitleidenschaft gezogenen Schulter des Linkshänders zuletzt ein bisschen verbessert, aber noch nicht in dem nötigen Ausmaß. Das bedeutet Melzers erst zweites Fehlen beim Stadthallen-Turnier seit 2002. 2013 hatte der Deutsch Wagramer ebenfalls wegen einer Schulterblessur passen müssen.

Ein ganz kurzer Ausflug auf den Platz, - der erste seit dem Grand-Slam-Turnier in New York -, am Donnerstag brachte ihm endgültige Gewissheit. "Ich habe es gestern probiert, aber es geht noch nicht." Darum musste Melzer schweren Herzens auf die Wildcard für das ATP-500-Turnier verzichten. "Natürlich hätte ich gerne gespielt und ich habe wirklich alles probiert", sagte Melzer zur APA. Es mache keinen Sinn, sich mit Schmerzmittel vollzupumpen. Zudem hat Melzer eben seit den US Open kein Match mehr bestritten.

"Es war schön, gestern wieder auf die Kugel zu hauen", ließ Melzer aber erkennen, dass er den Sport immer noch vermisst. Dass er ausgerechnet bei der Premiere des Erste Bank Open in der 500er-Turnier-Kategorie zuschauen muss, tut ihm wohl doppelt weh. "Es ist einfach ein geiles Turnier, es ist mein Heimturnier, so oft werde ich es nicht mehr spielen." Melzer wird aber in der Stadthalle vorbei kommen und auch seinem Bruder zuschauen, für den er am Freitagvormittag noch auf eine der Wildcards hoffte.

Vier Wochen Therapie

Wie es mit ihm weitergeht, wird sich wohl im nächsten Monat herausstellen. "Es wird noch in den nächsten drei bis vier Wochen konservativ probiert und dann schauen wir weiter. Ich bin jetzt in Deutschland, werde die nächste Woche in Wien sein und die Therapie dort fortsetzen." Haupttherapie-Ansatz ist es, die Schulter "so kräftig wie nur möglich zu machen und dann zu hoffen, dass sich das ganze wieder ein bisserl beruhigt". Dafür opfert Melzer derzeit mehrere Stunden täglich.

Es ist dem aktuell 130. der Weltrangliste zu wünschen, dass er es auf diese Weise schafft, wieder schmerzfrei auf den ATP-Circuit zurückzukehren. Österreichs Nummer drei hofft, dass er das beschädigte Labrum (Umrahmung der Gelenkspfanne des Schulterblatts, Anm.) auf konservativem Weg wieder hinbekommt. Muss er doch noch operieren, droht ihm ein Ausfall von bis zu neun Monaten. Dies wäre wohl gleichbedeutend mit einem vorzeitigen Karriere-Ende.

"Chance auf Federer war da"

Auch der Schweizer Roger Federer wird nicht wie erhofft am Wiener ATP-Turnier teilnehmen. Der 34-jährige Tennisstar erteilte Turnierdirektor Herwig Straka über seinen Manager Tony Godsick in der Nacht auf Freitag eine Absage. Federer will sich dafür gut auf sein Heimturnier eine Woche danach in Basel vorbereiten.

Nach dem Auftakt-Out des Weltranglisten-Dritten am Dienstag in Shanghai hatte sich Straka intensiv um Federer bemüht. "Eine Chance war da, aber die Entscheidung von Roger Federer ist nachvollziehbar", sagte der Steirer. Für die kommenden, letzten Karriere-Jahre des Eidgenossen scheint es für Wien trotz Aufwertung auf den ATP-500-Status nun schier aussichtslos, den zweifachen Wien-Sieger (2002, 2003) noch einmal in die Bundeshauptstadt zu lotsen, wird das Event doch ab 2016 parallel zu Basel stattfinden.

Durch diese Terminverschiebung sieht Straka aber die Möglichkeit, zumindest andere Stars eher in Wien präsentieren zu können. "In diesem Jahr hatten wir es aufgrund des Termins unmittelbar nach Shanghai besonders schwer, einen der ganz großen Namen nach Wien zu holen. Wir werden auch intensiv daran arbeiten, um frühzeitig bekannt geben zu können, wer 2016 bei den Erste Bank Open 500 spielen wird."

Straka weist nichtsdestotrotz auf eine stärkste Besetzung seit vielen Jahren hin, auch wenn im Vorjahr Olympiasieger Andy Murray in letzter Minute zugesagt hatte. Doch von der Dichte her stimmt seine Einschätzung, ist doch Lokalmatador Dominic Thiem als Nummer 18 der Weltrangliste u.a. hinter drei Top-Ten-Spielern derzeit "nur" als Nummer sechs gesetzt.

Im Doppel spielt der Weltranglistenerste Mike Bryan mit seinem Landsmann Steve Johnson, da sein Zwillingsbruder und Standardpartner Bob in den nächsten Tagen zum dritten Mal Vater wird. Die Nummer-1-Position haben daher die Wimbledonsieger Jean-Julien Rojer/Horia Tecau (NED/ROM) vor den Wimbledon- und US-Open-Finalisten Jamie Murray/John Peers (GBR/AUS) inne. Alexander Peya spielt wieder mit dem Brasilianer Bruno Soares, Dominic Thiem mit dem Spanier Guillermo Garcia-Lopez.