In Kronau hat sich Lemawork Ketema erneut zum globalen Sieger im "Wings for Life World Run" gekrönt. Im Vorjahr noch Asylwerber und wohnhaft in Greifenstein an der Donau, hat der Äthiopier mittlerweile einen Asylantenpass in Händen. Er kam bei dem in St. Pölten gestarteten Charity-Lauf einer Privatstiftung für Rückenmarksforschung 79,9 Kilometer weit, ehe ihm das Verfolgerauto einholte.
Ketema lief vergangenes Jahr 78,57 km, er stellte damit heuer eine neue Bestleistung auf. Am Ende war es ein Fern-Duell mit dem Chilenen Cesar Diaz Hernandez, der in Santiago mit 78,31 km gewann und Gesamtzweiter wurde. Kurze Zeit später sank Ketema in Kronau wenige Kilometer von Tulln entfernt in die Knie. "Es war sehr schwierig, auf den ersten 45 Kilometern gab es Gegenwind. Die Taktik hat gepasst, ich hatte Kraft", erklärte Ketema.
Er erhielt eine 30-tägige Weltreise geschenkt, im Vorjahr konnte er diese wegen fehlender Reisegenehmigung nicht antreten. Sportliches Ziel ist ein Herbstmarathon in Amsterdam oder Frankfurt, dort will er das Olympia-Limit für Rio de Janeiro 2016 schaffen und für Österreich an den Start gehen, sofern er die Staatsbürgerschaft erhält.
Die Japanerin Yuuku Watanabe holte sich den Sieg bei den Frauen, sie lief in ihrem Heimatland in Takashima 56,33 km, das ist ebenfalls neue Rekorddistanz. In Niederösterreich war Bernadette Schuster mit 47,06 km die beste Frau. "Ich habe mir einen Marathon vorgenommen, was noch kam, war Zugabe. Es ging so super dahin, das war Wahnsinn, es ist dann von allein gegangen", sagte Schuster.
101.000 Läufer waren weltweit gemeldet, darunter waren viele Mehrfachmeldungen, was zusätzlich einiges an Startgeld einbrachte. 72.224 gingen tatsächlich über die Startlinie. Der Startschuss fiel weltweit um 13.00 Uhr MESZ, gelaufen wurde an 35 Schauplätzen in 33 Ländern, darunter Brasilia, Madrid, Dubai, Gurgaon (Indien), Lima, Melbourne, München, Niagara Falls (Kanada), Silverstone und Sunrise (USA).
Es beteiligten sich auch zahlreiche aktuelle und frühere Sportler wie in St. Pölten Alpinski-Superstar Marcel Hirscher (kam bis 22 km), Gregor Schlierenzauer (18 km), Benjamin Karl (32), Andreas Goldberger, Paul und Bernhard Sieber, Viktoria Wolffhardt, Patricia Kaiser oder andererorts Tim Lobinger, Daniel Ricciardo oder Mark Webber. Man konnte auch mittels App, die das Verfolger-Auto simulierte, dabei sein, dies nützte zum Beispiel Segel-Doppel-Olympiasieger Hans Peter Steinacher in Qingdao.
Auch in den Catcher-Cars, die eine halbe Stunde nach Rennstart losfuhren und ihr Tempo kontinuierlich steigerten, saßen Prominente wie Stratosphären-Springer Felix Baumgartner in Bukarest, Ex-Formel-1-Pilot David Coulthard in Silverstone oder Skirennläufer Aksel Lund Svindal in Stavanger. In St. Pölten nahm Paralympics-Teilnehmer Reinhold Sampl am Steuer Platz.
Die Privatstiftung "Wings for Life" wurde 2004 vom zweifachen Motocross-Weltmeister Heinz Kinigadner und Red Bull-Gründer Dietrich Mateschitz ins Leben gerufen. Laut Homepage fließen 100 Prozent der weltweiten Startgelder, Renneinnahmen, Spenden und Sponsorengelder direkt in die Forschung. Bis zum frühen Abend waren am Sonntag laut Geschäftsführerin Anita Gerhardter 4,2 Millionen Euro an Spenden eingegangen.