Mäßige Darbietungen, zu wenige Punkte, unnötige Eigenfehler, drei Niederlagen in Serie und nun die öffentliche Kritik der Fangruppen mit dem angekündigten Stimmungsboykott in den ersten 19.09 Minuten im heutigen Spiel (16 Uhr, Sky live) gegen die Wiener Austria. Die Situation beim SK Sturm ist hochgradig angespannt. Innerhalb weniger Wochen wandelte sich die Aufbruchsstimmung in ein Krisenszenario.

Es war nur eine Frage der Zeit, wann sich die aufgestaute Energie entladen sollte und bei wem. Trainer Franco Foda ließ einen Teil seiner Anspannung bei der gestrigen Pressekonferenz ab, weil er einige Fragestellungen als respektlos empfand. Der sonst so smart auftretende Deutsche zeigte Emotionen, es brodelte im 49-Jährigen. Ein Indiz dafür, dass die Lage im schwarz-weißen Lager ernst ist. Auch wenn der Trainer betont: „Ich bin relaxt, es ist alles gut.“ Dennoch. Seine gezeigte Impulsivität und sein temperamentvolles Auftreten würden seiner Mannschaft im heutigen Heimspiel gegen die Wiener Austria guttun.
Was ist derzeit bloß los mit dem SK Sturm? Warum kommen die Grazer sportlich nicht in die Spur? Und wie schätzen die drei hauptverantwortlichen Herren die derzeitige Situation im und rund um den Verein ein?

Christian Jauk: Der Sturmgeist ist gefragt

Mannschaft. Ein Punkt aus vier Spielen ist zu wenig. Ich werde nach acht Runden aber auch kein Gesamturteil fällen. Die Spieler müssen aber in jedem Spiel Herz und Leidenschaft zeigen. Die Mannschaft braucht jetzt die Unterstützung, damit sie ihre Stärke zeigen kann.
Kritik. Die Kritik ist nachvollziehbar und der Protest steht den Fangruppen zu. Ein Stimmungsboykott für 19.09 Minuten ist okay, sollte aber nur ein Signal sein. Dann sollten wir wieder zusammenstehen, wie wir es bisher getan haben.
Gesamtsituation. Unsere Weiterentwicklung geht in kleinen Schritten voran, weil wir nicht die Rahmenbedingungen wie in Salzburg oder Wien haben. Wir sind der David unter den vier Goliaths in der Bundesliga. Wir müssen gemeinsam arbeiten, es braucht den Sturmgeist.

Franco Foda: Zu wenig Punkte geholt

Mannschaft. Wir beschäftigen uns tagtäglich damit, woran es liegt, dass es derzeit nicht nach Wunsch läuft. Jetzt müssen wir alles dafür tun, dass es schnell wieder besser wird. Wir haben zu wenig Punkte geholt. Und dafür stehen wir berechtigterweise in der Kritik.
Kritik. Wenn es relativ gut läuft, ist alles immer einfach. Der Zusammenhalt zeigt sich dann, wenn man in einer schwierigen Phase ist. Und in dieser befinden wir uns. Wir verstehen, dass die Fans verärgert sind. Das sind wir auch. Dennoch denke ich, dass wir tolle Anhänger haben, das haben sie oft genug bewiesen.
Gesamtsituation. Es ist ganz egal, ob man die jetzige Phase als Krise bezeichnet oder nicht. Wenn man in den letzten vier Spielen einen Punkt holt, kann das nicht zufriedenstellend sein.

Gerhard Goldbrich: Wir sind nur im Kollektiv stark

Mannschaft. Wir waren im Frühjahr und auch in der ersten Cuprunde erfolgreich. Vielleicht ist es dem einen oder anderen zu leicht vom Fuß gegangen. Wenn wir nicht hundert Prozent im Kollektiv arbeiten, wird es nicht so funktionieren, wie wir uns das alle wünschen. Klar ist auch, dass wir in den ersten acht Spielen zu wenige Punkte geholt haben.
Kritik. Wir haben schon vor der öffentlichen Kritik der Fans intern miteinander und untereinander ganz klare Worte gefunden. Dort soll so etwas auch bleiben. Die Fans haben das Recht zur sachlichen Kritik und zum Teil auch recht damit.
Gesamtsituation. In diesem Verein lehnt sich keiner zurück und sagt: Es passt alles. Mit diesen Mitteln, die wir haben – seien es personelle oder finanzielle –, ist einiges gelungen. Man darf nach drei Niederlagen nicht alles verdammen.