Eine vorzeitige Gratulation bringt Pech. Der Aufstieg sollte dennoch nur Formsache sein. Denken Sie auch?
FRENKIE SCHINKELS: Im Fußball ist schon alles passiert. Aber so, wie die Mannschaft drauf ist, können Wiener Neustadt oder der FAC froh sein, wenn einer von ihnen einen Punkt gegen uns macht.
Wie haben Sie St. Pölten reif für den Aufstieg gemacht?
SCHINKELS: Ich habe mich im Dezember mit den Mitarbeitern auf einen Schweinsbraten gesetzt und sie gefragt, ob sie bereit sind für den Titel. Denn wenn 17 Leute bereit sind, sind wir 17 Mal stärker.
Also haben die Mitarbeiter die Mannschaft inspiriert und titelfit gemacht?
SCHINKELS: Das ist so wie bei den Kindern. Du musst es vorleben, nur dann kann es funktionieren. Und alle sind mitgegangen.
So konnte man sich auch gegen den LASK durchsetzen, der den vermeintlich stärkeren Kader besitzt.
SCHINKELS: Ja genau. Unser Gemeinschaftssinn und die gute Arbeit unseres Trainerteams haben den Ausschlag gegeben. Generalmanager Andreas Blumauer und ich vertrauen uns blind. Und das spürt der gesamte Verein. Wir haben eine Linie festgelegt und die verfolgen wir beinhart. Aber ich bin auch ein Mensch, der fußballerisch polarisiert.
Das heißt?
SCHINKELS: Ich habe in den Niederlanden die Fußballschule besucht und gehe so vor, wie ich es dort gelernt habe. Ich habe ein eigenes Konzept. Und ich bin jetzt so arrogant, zu sagen: Wenn man mich arbeiten lässt, kommt nicht unbedingt etwas Schlechtes dabei heraus. Zumindest dann, wenn nichts Unvorhergesehenes passiert. In Kärnten ist der Haider gestorben und plötzlich war das Geld weg. Und bei der Austria hat Stronach gesagt, wir müssen die acht besten Spieler verkaufen. Dann wird vieles schwierig. Ich hätte als Trainer immer gerne einen Sportdirektor wie mich gehabt.
Weil?
SCHINKELS: Ich rede dem Trainer nicht hinein und ich bewerte das Trainerteam nach seiner Arbeit, nicht an Ergebnissen. Der Trainer arbeitete die ganze Woche und ist dann von 90 Minuten abhängig? Das kann nicht sein.
Klingt nach völliger Harmonie.
SCHINKELS: Ich mag keine Herumeierei. Ich glaube an meine Entscheidungen, sonst hätte ich sie ja nicht getroffen. Stimmen die nicht, können sie mich am nächsten Baum aufhängen.
Wie sehr haben Sie Ihre privaten Schicksalsschläge geprägt?
SCHINKELS: Ich habe gelernt, nie aufzugeben. Kleine sportliche Rückschläge bewerte ich nicht über. Es gibt viel schlimmere Dinge, die im Leben passieren können.
Welche sportlichen Ziele hat St. Pölten, wenn der Aufstieg fixiert ist? Und wie schwierig wird’s wirtschaftlich?
SCHINKELS: Ich habe schon Altach, Ried oder den WAC zum Vorbild. Und wirtschaftlich haben wir ein Modell mit Geschäftsfreunden, die investieren. Wir sind gekommen, um zu bleiben. Es kommen geile, große Aufgaben auf uns zu.
Sie sind ein Multitalent: Trainer, Scout, Experte, Tänzer, Sänger, Manager, Showman. Was gefällt Ihnen am besten?
SCHINKELS: Ich war bei „Dancing Stars“, schreibe Kolumnen, bin im Fernsehen Experte und sportlicher Leiter. Mein Zuhause ist der Fußball. Ich mache so viel, dass ich etwas abgeben muss. Ich weiß deshalb noch nicht, was ich abgebe. Ich muss erst mit den Klubverantwortlichen reden.

INTERVIEW: PETER KLIMKEIT