Marcel Koller ist es mittlerweile gewohnt, seinen Geburtstag statt mit seiner Frau im Kreise seiner ÖFB-Teamspieler zu verbringen. Der Schweizer, seit vier Jahren Teamchef der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft, wird am Mittwoch 55 Jahre alt.Eine große Feier ist im Teamcamp in Orihuela bei Alicante, in dem sich die ÖFB-Auswahl auf das letzte Länderspiel des Jahres nächsten Dienstag in Wien gegen die Schweiz vorbereitet, zwar nicht geplant. "Der eine oder andere wird vielleicht gratulieren", meinte Koller. "Ich weiß nicht, ob es vielleicht einen Kuchen gibt - den werde ich dann teilen mit den Jungs."

Für das neue Lebensjahr, in dem er Österreich nach eindrucksvoller Qualifikation auch zur EM-Endrunde nach Frankreich führen wird, wünschte sich Koller vor allem Gesundheit. "Gesundheit ist das Wichtigste", betonte der Ex-Verteidiger, der in seiner aktiven Karriere von mehreren schweren Verletzungen zurückgeworfen wurde.

Seit seiner Amtsübernahme beim ÖFB im November 2011 geht es aber nur aufwärts. Unter Koller hat sich das Team nicht nur erstmals auf sportlichem Weg für eine EM qualifiziert, sondern scheint als Zehnter auch erstmals in den Top Ten der Weltrangliste auf. Damit hat der bald 55-Jährige aber noch nicht genug. "Wir wollen am 17. November gegen die Schweiz gewinnen", sagte Koller, der dabei erstmals gegen seine Landsleute antritt.

Die ÖFB-Auswahl würde damit erstmals seit 1996 ein Länderspieljahr ohne Niederlage beenden. In bisher sieben Partien des Jahres stehen sechs Siege und ein Remis zu Buche. Kollers Gesamtbilanz als österreichischer Teamchef liest sich ebenfalls beachtlich: In bisher 34 Länderspielen unter dem Schweizer gab es bei 19 Siegen und sieben Remis nur acht Niederlagen.

Auch der Sportdirektor feiert

Nur einen Tag nach Koller feiert ein zweiter Architekt dieses Aufschwungs seinen 53. Geburtstag: ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner. Der Oberösterreicher ist seit 1999 in verschiedenen Funktionen für den Verband tätig. Anfangs zum Teil für seine Methoden belächelt, hat Ruttensteiner seinen Kurs durchgezogen und vor allem in der Nachwuchsausbildung ein nachhaltig funktionierendes Konzept installiert.

"Derzeit ist auf allen Linien Erfolg", erklärte Ruttensteiner. "Aber ich sage es: Untätigkeit ist das größte Krebsgeschwür im Fußball. Wenn wir einfach nur ein bisschen ausharren, dann bewegen wir uns schon zurück." Der frühere Coach des FC Linz, der interimistisch auch die ÖFB-Auswahl bereits viermal als Cheftrainer betreut hat, wird also im 54. Lebensjahr nicht auf die Bremse treten.

Aushängeschild ist das A-Team. "Wir haben derzeit aber auch eine sehr starke U21-Nationalmannschaft", erinnerte Ruttensteiner. Dazu dürfen sich auch die U17 und die U19 berechtigte Hoffnungen auf weitere EM-Teilnahmen machen. "Ich glaube, dass wir alle gefordert sind, diesen Weg und diese Mannschaften zu optimieren." Dann kann Österreich auch in den kommenden Jahren international für Aufsehen sorgen.

"Viele haben an diesem Erfolg mitgearbeitet. Es ist schön, dass der österreichische Fußball wieder einen so einen Stellenwert im Ausland hat", betonte der Sportdirektor. Auch die Reputation der heimischen Trainer und der Trainerausbildung sei gestiegen. Ruttensteiner: "In gewissen Zeiten war man als 'Ösi' ein bisschen vorbelastet. Jetzt ist es so, dass man wertgeschätzt wird."