Auf dem Golfplatz konnte Robert Lewandowski noch einmal abschalten. Vor dem Stresstest gegen EM-Neuling Nordirland im Auftaktspiel suchte der Torjäger des FC Bayern München mit seinen Teamkollegen Grzegorz Krychowiak und Wojciech Szczesny die Ablenkung vom Fußball. Voller Gier wollen die Polen heute um 18 Uhr in Nizza endlich ihren EM-Premierensieg und damit Selbstvertrauen für das Duell mit Weltmeister Deutschland holen. "Die Form wird bei mir und der ganzen Mannschaft immer besser", erklärte Lewandowski. "Wir freuen uns auf die Atmosphäre und das Adrenalin."

Aufregung scheint sonst im verschlafenen Stammquartier der Polen in dem Küstenstädtchen La Baule ein Fremdwort zu sein. "Jetzt haben wir noch keinen Stress, der kommt vielleicht in Nizza", sagte Kapitän Lewandowski vor dem Kräftemessen mit den seit zwölf Spielen ungeschlagenen Nordiren. "Wir müssen die Ruhe bewahren. Das wichtigste ist, dass das Team unbeirrt seinen Weg geht." Das klingt ganz nach der Marschroute von Nationalcoach Adam Nawalka. "Ich vertraue meiner Mannschaft, ihren Fähigkeiten. Jeder verschreibt sich dem Weg, so weit wie möglich zu kommen", sagte der 58-Jährige.

Die Nordiren wollen erbittert kämpfen. "Wir sind in Frankreich, um unsere Landsleute stolz zu machen und als Team in Erinnerung zu bleiben, das einen weiten Weg gegangen ist", sagte Goalgetter Kyle Lafferty. Mit sieben Toren war er der beste Angreifer seines Teams in der Qualifikation, wegen einer leichten Verletzung an der Leiste konnte er jedoch nicht voll trainieren.

Vollgas verspricht Trainer Michael O'Neill. Sein Team ist lauf- und zweikampfstark, mit ihrer aggressiven Spielweise wollen die Nordiren ihren Auftaktkontrahenten empfindlich treffen. "Mit einem Spieler wie Robert Lewandowski müssen wir natürlich zurechtkommen", räumte O'Neill ein, ein Remis oder Sieg sei aber keineswegs ausgeschlossen. Ein Pluspunkt: Die große Euphorie im und um die Nordiren. Zu verlieren haben sie nichts. Die Polen müssen sich auf einiges gefasst machen.