Noch vor einem Monat zählten sie zu den arbeitslosen, österreichischen Eishockey-Profis. Hatten Sie nie Angst mit 33 Jahren auf der Strecke zu bleiben?
BERND BRÜCKLER: Ich hatte gewisse Vorstellungen, wo ich spielen will. Angebote aus Dänemark, Norwegen oder Frankreich interessierten mich aber nicht. Ich wollte aber in einer starken Liga spielen mit der Chance, Meister zu werden. Natürlich ist so eine Situation nicht ganz fein und ich habe mich darauf vorbereitet, dass es länger dauern könnte, engagiert zu werden. Das größte Problem ist, dass es ab Saisonstart bei den Klubs kaum mehr Trainingsmöglichkeiten gibt.

Das hat sich nun erledigt. Warum haben sie eine Vertragsverlängerung in Salzburg abgelehnt?
BRÜCKLER: Daniel Ratushny (Salzburg-Trainer, Anm.) hat festgehalten, dass für mich von vornherein nur die Ersatz-Position infrage kommt. Würde die Leistung nicht stimmen, wäre das kein Problem. Klarerweise wollte ich mich damit nicht zufriedengeben.

Dabei müssten Sie sich wie das dritte Wagenrad fühlen. Speziell, wenn Swette zurückkehrt . . .
BRÜCKLER: Überhaupt nicht. Ich denke jetzt garantiert nicht ständig an das Vertragsende Anfang November. Ich bin froh in einem so professionellen Umfeld wie beim KAC mit Reinhard Divis (Goalie-Trainer, Anm.) arbeiten zu dürfen. Das Duell mit Pekka Tuokkola wird aber sicher sehr interessant. Ich kenne ihn aus Finnland. Er spielt sehr gut und ist für finnische Verhältnisse ein sehr aggressiver Goalie.

Wie würden sie sich im Gegensatz charakterisieren?
BRÜCKLER: Ich bin nicht ein Typ, der leger ein Training absolviert. Ein Bestandteil meines Spiels sind die Emotionen. Ich spreche sicher mehr als üblich mit meinen Vorderleuten.

Die aktuelle Situation ist nicht die erste Herausforderung Ihrer Karriere. Ganz reibungslos lief es bei ihnen ja nie?
BRÜCKLER: Im Nationalteam wurde mir nie viel Verständnis entgegengebracht. Vor der WM 2011 in der Slowakei stellte mir Ex-Teamchef Bill Gilligan ein 48-stündiges Ultimatum, um zum ersten Team-Camp nach Villach einzurücken. Zu dieser Zeit musste ich aber noch in Nowosibirsk bleiben, damit ich meine restliche Gage erhalte. Das wollte er nicht verstehen.

Sie wurden gedraftet. Doch der Sprung in die NHL wollte nicht gelingen. Warum nicht?
BRÜCKLER: Ich hätte 2004 ins Farmteam aufrücken sollen. Doch dann kam der NHL-Lock-out und Philadelphia musste seine Spieler in der AHL und ECHL unterbringen. Ein Jahr später war der Zug abgefahren. Ich wechselte nach Finnland und holte später mit Espoo den Vize-Meistertitel 2008.

Bevor Sie das Abenteuer in der russischen KHL starteten ...
BRÜCKLER: Ich war einer der ersten Ausländer dort. Es war eine wunderbare Zeit, die ich unbedingt in einem Buch festhalten wollte. Beinahe wäre es aber gar nicht dazu gekommen.

Wieso?
BRÜCKLER: Nowgorod hat mich direkt kontaktiert. Mein Agent war über einen Monat nicht mehr erreichbar. Mir hat dann ein Freund geholfen. Ich bin überhaupt der Meinung, dass der Spieler sein bester Manager ist. Sofern man die richtige Leistung bringt und sich nicht selbst belügt.

Die KHL geizte nicht. Müssten Sie eigentlich noch Eishockey spielen?
BRÜCKLER: Natürlich habe ich vorgesorgt. Doch jeder will das machen, wo er zu Hause ist. Bei mir ist es Eishockey. Die Halle, das Training, die Kollegen – ich will gar nicht daran denken, irgendwann aufhören zu müssen.

INTERVIEW: MARTIN QUENDLER