Seine Zeit in Klagenfurt war ohnehin am Ablaufen. Bereits bei jener Pressekonferenz, wo Eishockey-Rekordmeister KAC unlängst den Tschechen Martin Stloukal als neuen Trainer vorgestellt hat, war sehr offen von einer Trennung von Sportdirektor Manny Viveiros die Rede. In den vergangenen Tagen "bearbeiteten" die Rechtsanwälte den Fall. Heute gab der KAC die "einvernehmliche Auflösung des Vertrags" (Anm., bis Saisonende 2015) mit Viveiros bekannt.
Umstrittener Langzeitvertrag
Aber ob diese Trennung tatsächlich so einvernehmlich war, wie sie die KAC-Führung nun nach außen darstellt? Manny Viveiros hatte ein etwas kompliziertes Vertragskonstrukt: 2006 Interimstrainer (statt Kevin Primeau). Ab 2007 KAC-Headcoach, auf Anhieb mit einem 5-Jahres-Kontrakt bis Saisonende 2012 ausgestattet, was vor allem dem für sportliche Belange verantwortlichen KAC-Vize-Präsidenten Hellmuth Reichel jede Menge Kritik eingebracht hat. Im Spieljahr 2011/12 vorzeitig um weitere zwei Jahre bis 2014 verlängert, hatte Viveiros kurz darauf aber seinen "Kredit" bei Reichel verspielt gehabt, wurde im Februar 2012 vom damaligen Nachwuchs-Chef des KAC, Christian Weber, abgelöst und offiziell mit einem 3-Jahres-Vertrag zum Sportdirektor "befördert". Tatsächlich war Viveiros vom KAC "kaltgestellt" worden.
Die desaströse heurige Saison - der KAC hat als erster regierender Meister der heimischen Eishockey-Liga das Play-off verpasst - war willkommene Gelegenheit, sich der "Altlast" Viveiros zu entledigen. Alleine, Manny Viveiros war bis zuletzt nicht bereits, auf eine Vertragsauflösung einzusteigen. Zugleich hatte Viveiros auch mehrfach anklingen lassen, seine Sicht der KAC-Talfahrt öffentlich darzustellen. Eine "einvernehmliche" Trennung dürfte nun aber ein diesbezügliches "Stillhalteabkommen" inkludieren.
Mit Viveiros zur WM
Dem KAC spielte bei seiner "Säuberungswelle" auch in die Hand, dass Viveiros als österreichischer Teamchef nach dem Olympia-Skandal von Sotschi - die Jahrhundert-Chance auf das Viertelfinale wurde schon am Tag vor dem Match gegen Slowenien (0:4) bis in den Vormittag hinein bei einem Trinkgelage verspielt - in die Kritik geraten und schwer angezählt war. Sogar Viveiros' Ablöse als Nationaltrainer stand zur Diskussion.
Manny Viveiros wird Österreichs Team nun aber doch zur B-WM in Goyang in Südkorea (20. bis 26. April) führen. Dort wird nach Olympia-Schlamassel und nach zahlreichen Team-Rücktritten (u. a. Setzinger, Lakos, Pöck, Robert Lukas) aber eine weitgehend neue und verjüngte Nationalmannschaft auf dem Eis stehen.
GERALD POTOTSCHNIG