Gewisse Auswirkungen auf die Bundespolitik erwarten Politik-Experten vom Ausgang der Wien-Wahl. So meint OGM-Chef Wolfgang Bachmayer im Gespräch mit der APA, dass sich Bundeskanzler Werner Faymann wohl ein Vorbild an Bürgermeister Michael Häupl (beide SPÖ) nehmen und sich als Anti-Strache positionieren werde.

"Im Bund das gleiche Konzept"

Der SPÖ-Chef habe das ordentliche Abschneiden seiner Wiener Parteifreunde sicher "mit großer Erleichterung" zur Kenntnis genommen, meint Bachmayer. Faymanns Schlussfolgerung werde nun sein: "Wenn Häupl das Ergebnis mit der Strategie Strache-Verhindern machen kann, dann kann ich im Bund das gleiche Konzept anwenden."

Dass das gute Ergebnis in Wien nicht als Bestätigung der Bundesregierung gewertet werden sollte, empfahl Politologe Thomas Hofer. Zu verdanken habe die SPÖ das Abschneiden in der Bundeshauptstadt Häupls Anti-Strache-Kurs und den "Leihstimmen", die von eigentlichen Sympathisanten von Grünen, NEOS und ÖVP gekommen seien.

"Massives Problem" für die ÖVP

Für die Volkspartei stelle sich das Zusatzproblem, in Wien eine schlagkräftige Organisation bilden zu müssen, wenn man im Bund Nummer eins werden wolle, glaubt Hofer. Ähnlich sieht das Peter Hajek. Seit Wolfgang Schüssel wolle die ÖVP Städte erobern und schaffe das nicht, für die Volkspartei "ein massives Problem".

Gewarnt wird von Hajek, das Ergebnis der FPÖ zu unterschätzen. Zu glauben, dass mit rund 30 Prozent ein Limit erreicht sei, halte er für falsch. Bachmayer kann auch keinen Dämpfer erkennen, selbst wenn sich die Freiheitlichen wohl noch mehr erwartet hätten. Er ist überzeugt, dass sich die FPÖ weiter in den Umfragen zum Bund an der Spitze finden werden.

Die Grünen sehen die Experten als Opfer der Umstände der Duell-Situation in Wien. Allerdings gibt Hajek zu bedenken, dass es nicht gelinge, über die Kernklientel Wähler anzuziehen. Das sei schon in Oberösterreich erkennbar gewesen.

"Wieder voll am Leben" sind für Bachmayer die NEOS. Die hätten nun den Vorteil, drei Jahre keine größeren Wahlen zu haben und sich so weiter stabilisieren zu können. Für Hofer sind zwar seitens der NEOS keine pinken Jubelstürme angebracht, da mit dem Ausrinnen der ÖVP mehr drinnen sein hätte können. Doch sei seit Sonntag klar, dass man es auch bei der nächsten Nationalratswahl wieder ins Parlament schaffen könnte. Hajek sieht die NEOS an sich nach Wien auf einem "guten Weg", der aber auch noch hart und steinig werde.