Bei dem Anschlag auf den Istanbuler Atatürk-Flughafen sind nach neuen Angaben der türkischen Regierung 41 Menschen getötet worden. Wie der Gouverneur der türkischen Metropole am Mittwoch mitteilte, wurden außerdem 239 Menschen verletzt, von denen 130 weiterhin in den Krankenhäusern der Stadt behandelt wurden. In einer vorherigen offiziellen Stellungnahme war von 36 Toten die Rede gewesen. Es gebe Hinweise, dass hinter dem Selbstmordattentat die radikal-islamische IS-Miliz stecke, sagte Ministerpräsident Binali Yildirim in der Nacht zu Mittwoch in Istanbul.
Unter den Todesopfern waren auch mindestens 13 Ausländer, drei von ihnen hatten dem Gouverneur zufolge eine doppelte Staatsbürgerschaft. Ein türkischer Regierungsvertreter sagte, fünf Saudi-Araber, zwei Iraker sowie je ein Bürger aus Tunesien, Usbekistan, China, dem Iran, der Ukraine und Jordanien seien getötet worden. Das Außenministerium in Wien hatte zuvor mitgeteilt, es habe keine Hinweise auf österreichische Opfer.
Drei Selbstmordattentäter hätten um sich geschossen und sich dann in die Luft gesprengt.
Österreich erhöht Sicherheitsmaßnahmen
Nach dem Terroranschlag auf den Atatürk-Flughafen in Istanbul hat Österreich seine Sicherheitsmaßnahmen weiter erhöht. "Daher haben wir sofort angeordnet, auch verstärkte Streifentätigkeiten am Flughafen" durchzuführen, teilte Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) am Mittwoch per Videobotschaft mit. Damit ist konkret der Flughafen Wien gemeint, wie ein Sprecher gegenüber der APA präzisierte.
Flugverkehr wieder aufgenommen
Der Atatürk-Flughafen ist der größte der Türkei und ein wichtiges Drehkreuz für Reisende aus aller Welt. Der Flugverkehr ist mittlerweile wieder aufgenommen worden, erste Flüge von Turkish Airlines landeten am frühen Morgen. Der Sender CNN Türk berichtete, Reisende könnten inzwischen auch wieder ins Terminal. Der Angriff sorgt allerdings für ein massives Chaos im Flugverkehr, viele Flüge wurden gestrichen. Die Flug von Graz nach Istanbul am Mittwochvormittag fiel aus.
Attacke ähnlich der Anschläge am Brüsseler Flughafen
"Nach bisherigen Ermittlungen haben 36 Menschen ihr Leben verloren", sagte Yildirim am Ort des Anschlages vor Journalisten. Sehr viele Menschen seien verletzt worden, einige von ihnen schwer. Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand. Er erinnerte aber an das IS-Attentat auf den Brüsseler Flughafen im März, bei dem 16 Menschen getötet wurden. In der Türkei gab es in jüngster Zeit mehrere Attentate. Zu einigen bekannte sich die IS-Miliz, gegen die die Türkei mit der US-geführten Allianz kämpft. Zwei Anschläge mit Autobomben in der Hauptstadt Ankara werden kurdischen Extremisten zugeschrieben.
Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte, das Attentat müsse ein Wendepunkt im weltweiten Kampf gegen den Terrorismus sein. "Die Bomben, die heute in Istanbul explodiert sind, hätten in jedem Flughafen, in jeder Stadt auf der ganzen Welt detonieren können." Er erwarte, dass die Weltgemeinschaft eine "entschlossene Haltung" gegenüber Terrorgruppen einnehme. Der Anschlag auf den Atatürk-Flughafen ziele darauf, die Türkei zu untergraben, sagte Erdogan. Dazu werde das Blut unschuldiger Menschen vergossen und Angst verbreitet.
Die USA und UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon verurteilten den Anschlag ebenso wie der Jüdische Weltkongress. Die USA sicherten der Türkei ihre Hilfe zu. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte, die Hintergründe seien zwar noch nicht klar. "Ich möchte dem ganzen türkischen Volk aber sagen, dass wir uns im Kampf gegen den Terrorismus vereint sehen und uns gegenseitig unterstützen werden."
Polizei versuchte Angreifer zu stoppen
Die Polizei habe versucht, zwei der Angreifer durch Schüsse zu stoppen, bevor sie eine Kontrollstelle in der Ankunftshalle erreichten, teilten die Behörden mit. Doch die Attentäter hätten ihre Sprengsätze gezündet.
"Es gab eine gewaltige Explosion", berichtete Ali Tekin, der in der Ankunftshalle auf einen Fluggast wartete. "Es war sehr laut. Die Decke stürzte herab. In dem Flughafen sieht es furchtbar aus." Eine Frau, die gerade aus Deutschland angekommen war, erzählte, sie habe sich auf den Boden geworfen, als sie die Explosion gehört habe. "Alle sind weggerannt. Überall lagen Körperteile. Alles war voller Blut."
Schüsse und Explosionen
Der aus Südafrika stammende Paul Roos schilderte den Angriff eines der Attentäter als "wahllose Schießerei". "Er hat einfach auf jeden geschossen, der ihm in die Quere kam. Er war ganz in Schwarz gekleidet und nicht maskiert." Roos sagte Reuters, er sei nur 50 Meter entfernt von dem Angreifer gewesen. "Es gab zwei Explosionen - kurz hintereinander. Dann hat er aufgehört zu schießen. Er drehte sich um und kam auf uns zu. Er sah sich um, ob ihn jemand aufhalten würde, und dann lief er zum Aufzug. Wir hörten weitere Schüsse, dann noch eine Explosion, und dann war es vorbei."