So untergriffig der Präsidentschaftswahlkampf in den letzten Wochen war, so ruhig und sanftmütig gestaltete sich das letzte große Duell der beiden Kandidaten ab. FPÖ-Kandidat Norbert Hofer und Ex-Grünen-Chef Alexander Van der Bellen saßen sich drei Tage vor der Präsidentschaftswahl im ORF-Studio gegenüber. Inhaltlich kam wenig Neues, eher zementierten beide ihre Positionen zu Asyl, der möglichen Entlassung der Regierung und Europa weiter ein. Teilweise verlief die Debatte beinahe schaumgebremst. 

Streit um Israel-Besuch

Ruppiger wurde es lediglich zwischen Moderatorin Ingrid Thurnher und Hofer. Thurnher stellte nämlich Hofers in Interviews oft und gerne wiedergegebenen Bericht von einem Israel-Besuch infrage, wonach auf dem Tempelberg in seiner Anwesenheit eine Frau erschossen worden sein soll. Dem Kandidaten war eine Aussage des dortigen Polizei-Sprechers vorgehalten worden, im Juli 2014 sei es zu keinem derartigen Vorfall gekommen. "Wenn jetzt wirklich versucht wird mir vorzuwerfen, ich hätte die Unwahrheit gesagt, dann werde ich mich auch wirklich wehren", meinte Hofer erbost. "Das sind Dinge, die ich mir nicht gefallen lasse." Thurnher ließ nach, schließlich wurde das Duell wieder ruhiger. 

Uneinig waren sich die beiden, für wen sie denn überhaupt Bundespräsident wären. Hofer würde sich vorrangig um Menschen mit österreichischer Staatsbürgerschaft kümmern, Van der Bellen um alle. Eher einig hingegen bei der Charakterisierung des "klassischen Österreichers": Der Grüne schätzt den österreichischen Schmäh, sein blauer Kontrahent die Gemütlichkeit im Land. Beide Kandidaten akzeptieren Kruzifixe in Klassenzimmern, unvorstellbar für Hofer wie Van der Bellen ist die Wehrpflicht für Frauen. Selbstsicher gaben sich beide Kandidaten im Glauben, Präsident des jeweils anderen zu werden. "Ich werde mich freuen, den Dritten Nationalratspräsidenten bei mir in der Hofburg begrüßen zu dürfen", meinte Van der Bellen, was Hofer mit einem Lachen quittierte.

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