"Die Presse"

Der Konkurrent, der Mikl-Leitners Aufstieg (und so auch eine mögliche Pröll-Kandidatur für die Hofburg) um den Jahreswechsel noch verhindert hatte, wurde mit dem Amt der Ministerin ruhiggestellt und somit schlicht gekauft. Wolfgang Sobotka wird zwar ein harter und resoluter Innenminister. Eine Debatte, was ein Innenminister 2016 angesichts der Flüchtlingskrise können muss, wird aber erst gar nicht geführt. Ob die Bestellung der verbesserungswürdigen Zusammenarbeit im Regierungsteam hilft oder schadet, wurde auch nicht lang erörtert. Die SPÖ-Minister freuen sich sicher schon auf das Unterhaltungsprogramm mit Rempeleien zwischen Sobotka und seinem Intimfeind, Hans Jörg Schelling, im Ministerrat.

"Kurier"

Der Wechsel im Innenministerium war wieder einmal eine Demonstration von Prölls Machtbewusstsein: Zuerst kommt Niederösterreich, alles andere hat Nachrang. Offen bleibt bis auf weiteres auch die Frage, was Wolfgang Sobotka als Innenminister qualifiziert - außer, dass in Niederösterreich kein Platz mehr für ihn war.

"Tiroler Tageszeitung"

Der Zeitpunkt der Rochade kommt tatsächlich überraschend – und zu einem denkabr ungünstigen Zeitpunkt. Die Volkspartei steuert bei der Bundespräsidentenwahl in zwei Wochen auf ein Debakel zu. Alle Umfragen lassen erwarten, dass ÖVP-Kandidat Andreas Khol den Einzug in die Stichwahl verpassen wird. Der einzige Trost mag sein, dass die Chancen des SPÖ-Mannes Rudolf Hundstorfer kaum besser sind. Erstmals in der Zweiten Republik könnte ein Staatsoberhaupt gekürt werden, das weder von der ÖVP noch von der SPÖ nominiert wurde.

Mit Mikl-Leitner verliert die ÖVP in der Schlussphase des Wahlkampfes eine zentrale Figur. Mikl-Leitner hat als Innenministerin die schwarze Politik der vergangenen Monate geprägt: Zäune, Grenzmanagement und das Ende des Durchwinkens von Flüchtlingen.

"Die Zeit Online"

Mikl-Leitner gilt als lautstarke Verfechterin einer restriktiven Flüchtlingspolitik und hatte zuletzt eine Verschärfung des Asylrechts für diesen Sommer angekündigt: "Sonderbestimmungen zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und des Schutzes der inneren Sicherheit" könnten dann dazu führen, dass den meisten der nach Österreich kommenden Flüchtlinge ein Asylverfahren verweigert werden könnte. Ob ein solches Gesetz europarechtlich haltbar wäre, ist fraglich. Das ist jetzt aber nicht mehr Mikl-Leitners Problem - während sich ihr Nachfolger darauf berufen könnte, es sei nicht sein Gesetz. Ein Kurswechsel in dieser Frage ist mit der Personalie voraussichtlich also nicht verbunden.