Der Lebensmittelkonzern Spar hat am Donnerstag bekannt gegeben, den kürzlich begonnenen Verkauf von Halal-zertifiziertem Fleisch wieder einzustellen. Dies geschehe "aufgrund der (unbegründeten!) Vorwürfe und der überhitzten Facebook-Diskussion", so das Unternehmen. Der REWE-Konzern hält in den Merkur-Märkten an Produkten aus nach islamischen Regeln geschlachtetem Fleisch fest.
"Als Nahversorger für alle Bevölkerungsgruppen in Österreich sind wir traurig und schockiert über den Tonfall der Diskussionen, ziehen aber unsere Konsequenzen", so Spar auf seiner Unternehmenswebsite und auf Facebook. "Wir halten fest, dass es niemals Fleisch aus Schächtungen bei Spar gegeben hat. Die verwendete Halal-Zertifizierung hat immer die Betäubung der Tiere vor der Schlachtung beinhaltet. Einziger Unterschied zu allen anderen Schlachtungen nach österreichischen Richtlinien war ein Gebet, das während der Schlachtung gesprochen wurde."
Der Verkaufstest für die zwei verpackten Produkte war erst im November gestartet worden, und zwar in 20 Wiener Filialen in Gegenden mit hohem muslimischen Bevölkerungsanteil. Einen ersten Versuch habe es schon vor einigen Jahren gegeben. Auch dieser musste nach einer Beschwerdeflut nach kurzer Zeit abgebrochen werden.
Nun verlief es wieder so, erläuterte eine Sprecherin der APA. Es habe fremdenfeindliche Anwürfe und Kritik gegeben, dass man den Dschihad unterstütze. Präsent war auch der Vorwurf der Tierquälerei, andererseits aber auch die Kritik, dass die Produkte nicht halal genug gewesen seien.
"Wir haben den Umsatz gegen den Imageschaden abgewogen und gesagt, dass wir es lassen", so die Sprecherin. "Wir sind nicht erfreut. Aber scheinbar ist die Zeit noch nicht reif für so etwas in Österreich." Dabei seien ganz nüchterne Überlegungen hinter dem Versuch gestanden. Man decke auch den Bedarf von Veganern oder Laktoseintoleranten ab, und Muslime mit ihren eigenen Ernährungsbedürfnissen seien eine wachsende Bevölkerungsgruppe.
Bei REWE hält man hingegen an Halal-Produkten fest, und das schon seit Jahren. Anfeindungen und Kritik gebe es zwar immer wieder, aber aus den unterschiedlichsten Anlässen. "Dass sich die Konsumenten immer mehr äußern, zeigt sich durchgehend", hieß es zur APA.
Trotz Anfeindungen an einer Produktlinie festgehalten hat auch die niederösterreichische Molkerei NÖM AG. Stein des Anstoßes waren im Jahr 2010 mit "Süt" auf türkisch beschriftete Milchpackungen. Man habe sich davon nicht abbringen lassen, so ein Sprecher, und bis heute gebe es türkisch beschrifteten Topfen von NÖM. Die anderen Produkte - Milch, Ayran, Naturjoghurt - habe man wegen der geringen Nachfrage nicht mehr im Programm. Die Kundengruppe habe man aber nachhaltig für sich gewonnen, die Geschäfte am Brunnenmarkt verkauften bis heute NÖM-Produkte.
In den sozialen Medien formierten sich indes die Kritiker am Rückzieher. "Wenn sich Spar von Nazis unter Druck setzen laesst, dann wird es wohl Zeit fuer den Gegendruck. Ich auf jeden Fall kaufe ab heute nicht mehr bei Spar", ließ Autor und Regisseur David Schalko auf Facebook wissen.