Beim "Poll of the Polls" setze man die Methode der sogenannten "Recall-Gewichtung" ein. Dabei wurde bei der Wahlumfrage die "Rückerinnerung" der Befragten an das Wahlverhalten bei der Wien-Wahl 2010 sowie bei der Nationalratswahl 2013 abgefragt. Parteien, die dabei deutlich vom tatsächlichen Wahlergebnis abwichen, könne man so üblicherweise gut korrigieren. Etwa beim Poll für die Wien-Wahl 2010. Damals habe man das Phänomen, dass die FPÖ in den Umfragen häufig schwächer abgeschnitten habe als am Wahlabend, ebenso korrigieren können wie eine zu hohe Einschätzung der ÖVP.
Allerdings: "Wenn die Rückerinnerung schlecht funktioniert, und dann bei der Prognose einfließt, kann das zu Verzerrungen führen", so SORA-Geschäftsführer Günther Ogris im APA-Gespräch. Es könne etwa vorkommen, dass klassische Wechselwähler schlicht durcheinander bringen, wann sie für wen gestimmt haben, nannte er ein Beispiel. Und bei der heurigen Wien-Wahl war die Recall-Gewichtung eben "nicht in der Lage, das in den übrigen Umfragen veröffentlichte Bild eines knappen Abstands zwischen SPÖ und FPÖ zu korrigieren".
SORA unterstrich überdies, dass die übrigen Daten der Wahltagsbefragung von diesem Prognosefehler nicht betroffen seien. Die ab 18 Uhr veröffentlichten Daten (Wählergruppen) seien nach Vorliegen der ersten Hochrechnung korrigiert worden. Die vor 18 Uhr verbreiteten Informationen bezüglich Wahlmotiven habe lediglich Abweichungen von maximal zwei Prozentpunkten aufgewiesen.
Im "Poll of the Polls" wurden am Sonntag zu Wahlschluss für die SPÖ zwischen 34,5 und 37,5 Prozent ausgewiesen, für die FPÖ 33 bis 36 Prozent. Inklusive der (SORA)-Wahlkartenprognose liegt das Endergebnis indes bei 39,5 Prozent für die SPÖ und 31 Prozent für die FPÖ. Auch die vom Meinungsforscher Peter Hajek (Public Opinion Strategies) durchgeführte Hochschätzung hatte Rot und Blau übrigens enger beieinander gesehen - nämlich mit 37 Prozent (SPÖ) vor 35 Prozent (FPÖ).