Insgesamt 457 Schlepper sind von Jahresbeginn bis Anfang August in Österreich festgenommen worden. Im gesamten Vorjahr waren es 511, 2013 lediglich 352, so die Zahlen des Bundeskriminalamtes. Der Flüchtlingsstrom hält ungebrochen an. Das Innenministerium rechnet heuer mit der Ankunft von insgesamt 80.000 Asylwerbern in Österreich.

Erfolgten die Grenzübergänge im Vorjahr noch mit über 50 Prozent aus Italien, gefolgt von über 30 Prozent aus Ungarn, hat sich dies nun geändert. "Mehr als 50 Prozent der Menschen kommen über die südosteuropäische Route nach Österreich", sagte Oberst Gerald Tatzgern, Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität und des Menschenhandels im Bundeskriminalamt.

"Der Flüchtlingsstrom wird aus kriminalpolizeilicher Sicht so schnell nicht abreißen", erläuterte der Experte. Das hätten Befragungen von Flüchtlingen ergeben. Zahlreiche Menschen befinden sich im Umkreis von Syrien, Afghanistan und dem Irak in sogenannten Flüchtlingszonen oder Camps. "Wenn sie keine Hoffnung sehen, dass sie in den nächsten ein, zwei Jahren zurück in ihre Heimat können, dann werden sie weiterziehen. Das sagen uns Familienmitglieder", erklärte Tatzgern. "Mehr und mehr versuchen ihre Familienmitglieder mittels Schleppern herzubringen."

Weiter in Nordländer

Österreich sei weiterhin nicht primär das Zielland der Flüchtlinge. Dies seien "mit Deutschland beginnend die Nordstaaten". "Österreich ist dann ein Zielland, wenn es hier bereits Anknüpfungspunkte gibt, Familie oder Freunde, Communitys, Gruppen von Menschen, die man kennt und sprachlich versteht", sagte Tatzgern.

Im ersten Halbjahr 2015 hat es in Österreich 203 Anklageerhebungen wegen Schlepperei gegeben. Im gesamten Vorjahr waren es 296 gewesen, 2013 insgesamt 188. Österreichweit waren bis Juli bereits 812 Schlepperei-Fälle bei den Staatsanwaltschaften anhängig. 2014 waren es insgesamt 1.104, 2013 in Summe 1.026 gewesen, so die Zahlen des Justizministeriums.

Mit Stichtag 1. Juli befanden sich österreichweit 51 Personen unter anderem wegen dem Tatbestand Schlepperei in Strafhaft, 147 saßen in Untersuchungshaft. Hier ist laut Ministerium zu berücksichtigen, dass den Verdächtigen neben Schlepperei in der Regel auch andere Delikte vorgeworfen werden.

Für das Vorjahr liegen auch genaue Verurteilungszahlen vor. 296 Mal wurde Anklage erhoben, in 227 Fällen gab es Verurteilungen. Großteils wurden teilbedingte Freiheitsstrafen (153 Mal) ausgesprochen, gefolgt von bedingten Freiheitsstrafen (40 Mal). In 19 Fällen wurde eine unbedingte Freiheitsstrafe verhängt.