Ohne die Notquartiere des Bundes wären die Länder bei der Flüchtlingsunterbringung noch säumiger. Das zeigt eine Aufstellung des Innenministeriums. Rechnet man die Zeltstädte und die Polizei-Turnsäle heraus, käme etwa Salzburg bloß auf eine Quotenerfüllung von 85,7 Prozent.

Vor dem Aufbau der neuen Zeltstadt in Traiskirchen waren zuletzt 469 Asylwerber in Zelten untergebracht, 218 in Linz, 170 in Salzburg und 81 in Thalham. Dazu kommen noch die Flüchtlinge in Polizeiturnsälen, 40 in Salzburg, 37 in Linz, 35 in Eisenstadt und 29 in Villach.

Insgesamt schaffen derzeit - um die Notquartiere bereinigt - nur drei Länder die vorgegebenen Unterbringungsquoten, Spitzenreiter Wien (114 Prozent), dank Traiskirchen auch Niederösterreich (102,6) sowie die Steiermark (101,5).

Der Aufbau von insgesamt 60 Zelten als Asylunterkünfte in Traiskirchen hat unterdessen reibungslos begonnen. Über 100 Polizeischüler waren mit dem Aufstellen beauftragt, gegen 20.00 Uhr will man fertig sein, sagte Generalmajor Arthur Reis im Gespräch mit der APA.

In Rage

Die Zelte werden auf dem Gelände der polizeilichen Sicherheitsakademie errichtet. Konkret handelt es sich um einen derzeit ungenützten Sportplatz, wie Reis erläuterte. Das Gelände befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zur chronisch überfüllten Asyl-Erstaufnahmestelle Traiskirchen. Dass das Innenministerium genau hier Zelte aufstellt, hatte den Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler (SPÖ) in Rage versetzt: Er hatte Gegenmaßnahmen angekündigt.

Im Laufe des Mittwochs werden 160 unbegleitete Minderjährige aus dem Lager in andere Quartiere verlegt. Zusätzlich werden 480 weitere Personen aus dem Lager in einem zusätzlichen Zeltlager untergebracht. Dafür werden morgen 60 Zelte auf dem Gelände der Sicherheitsakademie in Traiskirchen errichtet. Dieses Zeltlager wird zusätzlich zu den bereits bestehenden in Salzburg, Linz und Thalham geschaffen. Im Erstaufnahmelager in Traiskirchen wird die Zahl der Flüchtlinge damit "in Richtung" der von Babler geforderten 1.400 Personen reduziert.

70.000 Flüchtlinge

Tatsächlich dürfte sich die Quartiersuche für Flüchtlinge in den kommenden Wochen noch schwieriger werden, denn das Innenministerium hat seine Prognose für das laufende Jahr weiter nach oben revidiert. Erwartet werden 70.000 Asylanträge und damit so viele Flüchtlinge wie seit dem Sowjet-Einmarsch in der CSSR nicht mehr. Bisher war das Innenressort von 50.000 Anträgen ausgegangen. Doch die steigende Zahl an Ansuchen in den vergangenen Wochen hat die Prognosen nach oben schnellen lassen. Wie das Ministerium gegenüber der APA bekannt gab, war Österreich im Mai mit Schweden bereits Zielland Nummer eins in Europa auf die Bevölkerungszahl gerechnet.

Alleine vergangene Woche wurden 1781 Anträge gezählt. Zusammengezählt waren es im vergangenen Monat in Österreich 6240. Gesamt sind in den ersten fünf Monaten 2015 bereits 20.620 Asylanträge eingetroffen. Ob in jüngerer Vergangenheit mehr Flüchtlinge zu versorgen waren, ist nicht eindeutig feststellbar. Die Statistiken des Innenressorts, die bis ins Jahr 1980 zurückgehen, zeigen kein Jahr, in dem es auch nur annähernd 70.000 Anträge gab.