Einige Hundert Menschen waren Montagnachmittag zur Med-Uni gekommen, viele davon weiß bekittelt. Mitgebracht hatten die Mediziner unter anderem einen Trauerkranz, auf dessen Schleife "Im Andenken an das Wiener Gesundheitssystem" zu lesen war.

Zudem wurden Botschaften im Stil von "Stoppt die Ärztevertreibung aus Wien" via Tafeln an die Politik adressiert, wobei sich die Demonstranten auch in der lyrischen Form versuchten: "Krank werden in der Nacht, von nun an Dir Probleme macht." In Anspielung an die geplanten Personalkürzungen im Krankenanstaltenverbund (KAV) hatten viele Marschteilnehmer Zettel mit der Aufschrift "1 von 382" am Rücken befestigt.

Höheres Grundgehalt

Die Wiener Krankenhaus-Mediziner protestieren in erster Linie gegen die neuen Arbeitszeitregelungen. Ein mit der Stadt und der Gewerkschaft ausverhandeltes Paket sieht die Umsetzung der entsprechenden EU-Richtlinie (mit deutlich kürzeren Diensten als derzeit) und eine Anhebung des Grundgehaltes (um den Entfall von Nachtdienstzulagen zu kompensieren) vor. Da jedoch auch eine Reduktion von Stellen geplant ist, sind die Ärzte mit der Einigung nicht einverstanden.

Inzwischen geht es allerdings bereits um den "Schutz der Spitäler" insgesamt, wie die Kammer seit Tagen in Inseraten beteuert. "Wir - die Wiener Ärztinnen und Ärzte - machen sich Sorgen um die medizinische Versorgung. Diese ist gefährdet, da sich immer weniger Ärztinnen und Ärzte für einen Arbeitsplatz in Wien entscheiden", heißt es darin weiters. Beklagt wird ein Mangel an Turnus- und Fachärzten sowie Arztpraxen. Auch auf "übervolle Ambulanzen und lange Wartezeiten" wird in den Anzeigen verwiesen.

Im Rahmen der Protestaktion wurde am Maria-Theresien-Platz auch ein "Vorsorgedorf" eingerichtet. Dort konnten sich Besucher Rat zu medizinischen Themen holen - und zum Beispiel ihren Blutdruck messen lassen.

Die Wiener Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) hat am Sonntag die Aktivitäten der Ärztekammer im APA-Interview harsch kritisiert. Die Standesvertretung sei ein "instabiler Partner" und drehe an der "Eskalationsschraube". Das sei nicht der Fall, konterte Kammerpräsident Thomas Szekeres. Man müsse darauf hinweisen, dass das Gesundheitssystem nicht in einem so guten Zustand ist wie von der Politik behauptet, erklärte er gegenüber der APA.