"Die Religion als Religion muss mal auch was aushalten", findet Bünker und erinnert an die Tradition von Humor innerhalb der Glaubensgemeinschaften: "Die Reformation beginnt mit Karikaturen. Und da muss die Freiheit ohne jeden Zweifel bestehen, auch was religiöse Fragen betrifft." Was der evangelische Bischof ablehnt, sind jedoch "Stürmer-Karikaturen", also antisemitische, rassistische oder grob sexistische Zeichnungen. "Dort wo die Menschenwürde infrage gestellt wird, dort gibt es natürlich Grenzen", meint er.
Seit seiner Wahl zum Bischof ist auch Bünker nicht mehr als Satiriker tätig, seine - auch kirchlich selbstironische - Kabarettgruppe hat er mit diesem Zeitpunkt verlassen. "Ein Bischof zieht nicht durch den Kakao, er wird durch den Kakao gezogen", meint er dazu. "Aber da warte ich heute noch drauf, dass das wer tut. Es wird schon passieren, da bin ich mir sicher." Auch kircheninterne Kritik habe es damals an den Auftritten gegeben, erzählt der Hobby-Schlagzeuger, der mehrmals mit seiner Rockgruppe "Kreuzweh" aufgetreten ist.
"Mit Worten verteidigen"
Wie die Glaubensgemeinschaften auf die Anschläge in Frankreich reagieren sollen? "Das was wir beitragen können ist, dass wir uns ganz deutlich distanzieren", meint Bünker. "Auch religiöse Wahrheit darf nie mit Gewalt, sondern immer nur mit Worten verteidigt und vertreten werden." Zudem brauche es weiterhin die gute Kooperation und den Gesprächskontakt mit den Vertretern des Islam, was die evangelische Kirche längst lebe. "Weil es nicht sein darf, dass der islamistische Terror quasi die Definitionsmacht gewinnt, was der Islam ist", begründet er dies.
Ein ungeeignetes Mittel gegen Radikalisierung sieht Bünker im Entwurf zum neuen Islamgesetz, das im Jänner beschlossen werden soll. "Dieser dokumentiert die Ungleichbehandlung, die aus unserer Sicht nicht in jedem Fall gerechtfertigt scheint", meint er dazu. "Aus dem Islamgesetz spricht eher die Vorstellung, Religion ist zu kontrollieren, steht ein bisschen unter dem Verdacht, undurchschaubar, vielleicht sogar gefährlich zu sein", findet der Bischof und weiter: "Wie man an den schrecklichen und absolut abzulehnenden Terroranschlägen sieht, muss das mit anderen Mitteln bekämpft werden."