Die meisten Angriffe gab es im Duell von FPÖ-Kandidat Norbert Hofer gegen SPÖ-Anwärter Rudolf Hundstorfer. Zweiterer warf dem Blauen seine Mitgliedschaft in einer Burschenschaft und den Besitz einer Schusswaffe vor, Hofer konterte mit einem ÖGB-Anwurf und warf Hundstorfer "total verzweifelte" Verbissenheit vor. Hofer gab sich dabei überlegen und siegessicher: "Je mehr sie reden, desto mehr Stimmen für mich."
Der frühere Grünen-Chef Alexander Van der Bellen ließ damit aufhorchen, dass er nicht angetreten wäre, würde die als Kandidatin gehandelte, an Krebs verstorbene Barbara Prammer (SPÖ) noch leben. Er hätte sie unterstützt, erklärte Van der Bellen. Im sachlich und fair geführten Duell mit SPÖ-Kandidat Rudolf Hundstorfer sprach Van der Bellen die aus seiner Sicht fehlenden Visionen der Sozialdemokratie an und schwärmte von früheren SPÖ-Größen wie Bruno Kreisky und Christian Broda.
ÖVP-Kandidat Andreas Khol - der Hundstorfer in einer Phase des Duells der beiden Regierungskandidaten beinahe im Sekundentakt unterbrach - lieferte sich als früherer Seniorenvertreter eine Pensionsdebatte mit dem ehemaligen Sozialminister Hundstorfer. Das Hickhack erinnerte dabei streckenweise an die Auseinandersetzungen zwischen SPÖ und ÖVP. Hundstorfer erklärte, für seinen Wahlkampf um die drei Millionen Euro auszugeben.
Hofer gegen Van der Bellen drehte sich in erster Linie um den Heimatbegriff - Hofer: "Wäre wie, wenn ich 'Cannabis-Freigabe für Alle' plakatieren würde" - sowie um die FPÖ-Ablehnung des ehemaligen Grünen Bundessprechers. Van der Bellen sagte, er sehe Hofer als "Marionette von (Herbert) Kickl und (Heinz-Christian) Strache". Hofer prognostizierte noch für den heurigen Herbst eine Nationalrats-Neuwahl.
Der unabhängigen Kandidatin Irmgard Griss wurde in den Duellen Unerfahrenheit vergeworfen, etwa weil sie die Novemberpogrome der Nazis weiterhin "Reichskristallnacht" nennt. Griss verteidigte die Wortwahl - unter Berufung auf Historiker - damit, dass diese jeder verstehe. Im Duell mit Khol strich dieser die Nähe zwischen Griss und den NEOS hervor - hat Griss doch zuletzt NEOS-Chef Matthias Strolz als Mitglied ihres Personenkomitees präsentiert.
Keine Attacken
Keine einzige Attacke gab es in der Paarung Griss gegen Hofer. Beide Hofburg-Anwärter forderten mehr Geld fürs Bundesheer und lehnten übereinstimmend eine Kärnten-Pleite ab. Differenzen gab es lediglich bei der Hymne, die Griss "mit den Töchtern" singt, während Hofer auf die Hymnenfrage - nicht ganz passend - erklärte, dagegen zu sein, dass gleichgeschlechtliche Paare Kinder adoptieren dürfen.
In der Diskussion von Khol und Hofer lobte der FPÖ-Mann den ÖVP-Außenminister Sebastian Kurz. Khol sprach sich dafür aus, vor einer Minister-Angelobung öffentliche Hearings im Parlament abzuhalten. Khol kündigte an, gleich ganze zwölf Jahre - also zwei Amtszeiten - in der Hofburg anzustreben. Van der Bellen sagte, er würde darüber erst in vier bis fünf Jahren entscheiden.
Der sechste Kandidat, der Society-Löwe Richard Lugner, war vom ORF nicht eingeladen worden - unter Berufung auf zwei Expertisen, wonach Lugners Kandidatur keine Relevanz hat. Der Baumeister protestierte dagegen, indem er zu Freibier vor das ORF-Zentrum einlud.
In den Salons der Kleinen Zeitung zur Bundespräsidentenwahl sind alle sechs Kandidaten geladen, auch Richard Lugner. Heute abend zu Gast: Irmgard Griss. Alle Livestreams sind hier nachzusehen.