Nach den tödlichen Schüssen auf fünf Polizisten in Dallas gehen die US-Behörden von einem Einzeltäter aus. Der 25-jährige Afroamerikaner und Afghanistan-Veteran Micah Johnson habe wohl allein gehandelt, erklärte der Bürgermeister der Metropole im US-Staat Texas, Mike Rawlings.

Die Polizei teilte mit, Johnson habe mit einer radikalen Schwarzen-Bewegung sympathisiert und erklärt, aus Wut weiße Polizisten töten zu wollen. Auch nach Johnsons Attacke am Ende einer Demo gegen Rassismus und Polizeigewalt gingen die Massenproteste in mehreren US-Städten weiter. Auslöser ist die Tötung von zwei Schwarzen bei Polizeieinsätzen. 

Die Polizei hatte zunächst von mehreren Tätern gesprochen. Unklar blieb, was es mit drei Festgenommenen auf sich hat, von denen die Polizei in der Nacht gesprochen hatte.

Das Ministerium für Heimatschutz ging davon aus, dass es keine Verbindungen zu internationalen Terrorgruppen gab. Die Behörden erklärten aber, die Suche nach möglichen Mitwissern gehe weiter. Laut Polizei wurden in der Wohnung des Schützen Gewehre, Munition, schusssichere Westen sowie Material zum Bombenbau festgestellt. Spuren, die Johnson auf sozialen Medien hinterließ, deuteten auf eine radikale Gesinnung und Weißen-Hass hin. So habe er mit der "Black Panther Party Mississippi" sympathisiert und eine Hetzrede gegen Weiße gutgeheißen.

Obama verkürzt Europa-Reise

Als Reaktion auf den tödlichsten Tag für die Polizei in den USA seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 verkürzt Präsident Barack Obama seine Europareise um einen Tag. Das Weiße Haus teilte mit, Obama werde zwar wie geplant am Samstag vom NATO-Gipfel in Warschau nach Madrid weiterreisen, seinen Aufenthalt in Spanien aber verkürzen und schon am Sonntag zurück in die USA fliegen, um dann zu Wochenbeginn nach Dallas zu reisen. Das Thema ethnischer Spannungen und einer neuen Gemeinsamkeit von Polizei und Kommunen in den USA werde außerdem Obamas gesamte Woche bestimmen.

Nach einem mehrstündigen Feuergefecht und erfolglosen Verhandlungen war der Angreifer in Dallas mit Hilfe eines Roboters getötet worden, an dem ein Sprengsatz angebracht war. Der Mann habe zuvor gesagt, er habe alleine gehandelt und sei kein Mitglied einer Gruppe, sagte Dallas' Polizeichef David Brown weiter. Bürgermeister Mike Rawlings bestätigte am Abend den Einsatz von C4-Sprengstoff.

Hass auf Weiße

Die Polizei gab den Namen des getöteten Schützen mit Micah Johnson (25) an. Sie fand nach eigenen Angaben in seiner Wohnung jede Menge Waffen und paramilitärisches Material, auch zum Bombenbau, sowie Schutzwesten, Munition, Gewehre und ein Handbuch für den bewaffneten Kampf.

Afghanistan-Veteran Micah Johnson
Afghanistan-Veteran Micah Johnson © APA/AFP/Handout/HANDOUT

Außerdem seien afro-nationalistische Schriften aufgetaucht. Das könnte ein mögliches Motiv belegen. Johnson ist Afroamerikaner. Zur Hautfarbe der Opfer machte die Polizei weiter keine Angaben.

Johnson hat laut Polizei keine kriminelle Vergangenheit. Er sei Armee-Veteran und als Einzelgänger beschrieben worden. Mehr als 200 Polizisten seien befragt worden.

Demonstrationen gegen Polizeigewalt

Anlass für die Demonstration am Donnerstagabend (Ortszeit) war der Tod von zwei Afroamerikanern, die in den Bundesstaaten Minnesota und Louisiana binnen zweier Tage durch Polizeischüsse ums Leben gekommen waren. Auch in New York und anderen US-Städten hatte es friedliche Demonstrationen gegen Polizeigewalt gegen Afroamerikaner gegeben.

Aus mehreren US-Städten werden verstärkte Sicherheitsmaßnahmen berichtet, so zum Beispiel aus New York. Landesweit wächst die Sorge, dass die Gewalt eskalieren könnte. Es gab von vielen Seiten Aufrufe zur Mäßigung und zum Zusammenrücken, sehr vernehmlich auch vonseiten schwarzer Bürgerrechtler. Ihr Tenor: Die Gewalt gegen Schwarze müsse beendet werden, aber die Lösung könne keinesfalls schwarze Gewalt gegen Polizisten sein.

Riss zwischen Weiß und Schwarz

Es ist zu erwarten, dass die Vorfälle dieser Woche eine große Rolle im US-Wahlkampf spielen werden. Die beiden voraussichtlichen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump und Hillary Clinton versuchten, sich in ausführlichen Stellungnahmen die Themen Ungleichheit, Armut und Gewalt zu eigen zu machen.

Trump, dem immer wieder rassistische Bemerkungen vorgeworfen werden, sagte, der Riss zwischen Schwarz und Weiß habe sich verschlimmert, jetzt sei die Zeit für Liebe, Gebete und Einigkeit. Clinton sagte, das Land müsse dringend wieder zusammenfinden. Dallas sei eine Tragödie, auch müsse die alltägliche Gewalt gegen Schwarze ein Ende haben.