Griechenland hat erneut Flüchtlinge in die Türkei abgeschoben. Das Schiff "Nazli Jale" lief am Dienstag mit 13 Menschen an Bord von der Ägäis-Insel Lesbos in Richtung des türkischen Hafens Dikili aus. Im Gegenzug setzten von Montag auf Dienstag zwölf aus Konfliktgebieten geflohene Menschen nach Lesbos über - im Vergleich zu den Vormonaten eine geringe Zahl.

Griechenland hat weiterhin Probleme 54.000 Schutzsuchende unterzubringen und zu versorgen. Die Rückführung von 13 Menschen am Dienstagmittag ist die erste seit mehr als zwei Wochen. Die Menschen - unter ihnen acht Afghanen, vier Iraner und ein Jordanier - hätten keine Chance auf Asyl in Griechenland gehabt, berichteten örtliche Medien. Nach Inkrafttreten des EU-Flüchtlingspaktes mit der Türkei am 20. März waren zuvor schon mehr als 300 Menschen abgeschoben worden.

Die meisten Neuankömmlinge beantragen in den Registrierungszentren ("Hotspots") der östlichen Ägäis-Inseln Asyl. Jeder Antrag muss ordnungsgemäß geprüft werden. Die Verfahren ziehen sich in die Länge. Deshalb werden zurzeit nur wenige Menschen in die Türkei zurückgebracht.

Die Unterbringung und Versorgung von Flüchtlingen und anderen Migranten in Griechenland bleibt problematisch. Wie die Athener Tageszeitung "Kathimerini" am Dienstag berichtete, halten sich immer noch Tausende Menschen in provisorischen Lagern im Hafen von Piräus und im nordgriechischen Grenzort Idomeni auf.

Die Bewohner von Idomeni gingen mittlerweile auf die Barrikaden, weil aus ihrer Sicht eine Situation mit mehr als 10.000 Flüchtlingen untragbar ist. Die Flüchtlinge weigern sich seit Monaten, in staatliche Auffanglager umzusiedeln. Sie hoffen, die Grenze zum Nachbarland Mazedonien könne sich doch noch öffnen und den weiteren Weg nach West- und Nordeuropa freigeben.

Auf der Ägäis-Insel Lesbos wurde am Dienstag der "Kathimerini" zufolge der niederländische Migrationsminister Klaas Dijkhoff erwartet. Er habe bereits darauf hingewiesen, dass Notfallpläne entwickelt werden müssten, falls die Zahl der Flüchtlinge in Griechenland sich nicht verringere. Zuvor hatte er gefordert, die Umsiedelung in andere europäische Länder müsse vorangetrieben werden.