Von Sonntag auf Montag haben 232 Flüchtlinge und Migranten von der türkischen Küste nach Griechenland übergesetzt. Nach Angaben des Flüchtlingskrisenstabs der griechischen Regierung hat sich der Zustrom damit wieder leicht erhöht; an den beiden Tagen zuvor wurden 73 beziehungsweise 78 Neuankünfte gezählt.

Dennoch ist insgesamt ein starker Rückgang zu verzeichnen: Noch im Februar setzten pro Tag durchschnittlich 2.100 Menschen über. Auf den griechischen Inseln halten sich derzeit nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) knapp 5.000 Flüchtlinge auf. Seit Inkrafttreten des Flüchtlingspakts zwischen der EU und der Türkei am 20. März werden Neuankömmlinge dort in den "Hotspots" festgehalten.

Lager sind überfüllt

Die Menschen, die Griechenland vor diesem Stichtag erreicht hatten, wurden mittlerweile großteils mit Fähren zum griechischen Festland gebracht. Am Hafen von Piräus kamen am Montagmorgen nur 17 Migranten von den Inseln Chios und Lesbos an, berichtete der Radiosender Athina 984.

Am Hafen harren vor und in den Wartehallen derzeit immer noch mehr als 5.400 Menschen aus. Ähnlich wie die rund 12.000 Menschen im nordgriechischen Grenzort Idomeni wollen viele nicht in staatliche Auffanglager gehen; sie fürchten offenbar, dort nicht mehr wegzukommen. Allerdings sind viele bestehende Lager auch überfüllt.

Innerhalb der kommenden drei Wochen will die griechische Regierung deshalb zusätzliche Unterkünfte für 30.000 Menschen schaffen. Insgesamt halten sich in Griechenland mittlerweile seit der Grenzschließung des Nachbarstaates Mazedonien etwas mehr als 50.000 Flüchtlinge und Migranten auf.

12.000 in Idomeni

Im griechischen Grenzort Idomeni harren weiterhin knapp 12.000 Flüchtlinge und Migranten aus. Obwohl sich Gerüchte über eine Grenzöffnung am Wochenende nicht bestätigten und von Aktivisten organisierte Proteste erfolglos blieben, reisten im Anschluss nur ein paar Dutzend Menschen ab - gerade mal zwei Busse hätten das Elendslager seither in Richtung organisierter Camps im Landesinneren verlassen.

Das berichtete der griechische Fernsehsender Skai am Montagmorgen. Am Sonntag war es in Idomeni an der Grenze zu Mazedonien zu Tumulten gekommen, nachdem Unbekannte das Gerücht verbreitet hatten, Deutschland werde Tausende Schutzsuchende aufnehmen und die Grenze werde sich deshalb öffnen. Die Polizei informierte über Lautsprecher auf Arabisch und Farsi, dass die Gerüchte nicht stimmten, wie Augenzeugen berichteten. Athen hält vor Ort Busse bereit, mit denen die Flüchtlinge und Migranten gratis in organisierte Aufnahmelager reisen können. Die meisten hoffen jedoch weiterhin auf eine Öffnung der Grenze, die Griechenlands Nachbar Mazedonien vor einigen Wochen dicht gemacht hatte.

Besetzung für Flüchtlinge

In den vergangenen Wochen haben Anarchisten und Aktivisten aus der linken Szene im Athener Stadtzentrum drei Häuser besetzt und sie als Unterkünfte an Flüchtlinge und Migranten übergeben. Wie das griechische Boulevardblatt "To Proto Thema" am Montag berichtete, handelt es sich um ein Universitätsgebäude und zwei zuvor leerstehende Häuser im Stadtteil Exarchia.

Das Viertel gilt in der griechischen Hauptstadt als Hochburg der Autonomen-Bewegung. Man wolle den Menschen eine dauerhafte Unterbringung bieten und Strukturen schaffen, damit die Flüchtlinge und Migranten sich selbst organisieren und menschenwürdig leben könnten, zitiert das Blatt die Initiatoren der Aktion.