Syriens Regimegegner haben sich erstmals mit UN-Sondervermittler Staffan de Mistura getroffen. Die Vertreter der Opposition seien am Sonntag von de Mistura besucht worden, sagte Oppositionssprecher Salem Muslit in Genf. "Wir sind optimistisch, und wir sind hier, um eine Lösung zu finden."

Die Regimegegner fordern vor direkten Verhandlungen mit der syrischen Regierung, dass sich die humanitäre Lage verbessert. Darüber wollten sie zuerst mit de Mistura reden. Sie verlangen, dass die Regierung die Blockade von Städten beendet, Hilfslieferungen für Notleidende durchlässt und Angriffe auf Zivilisten stoppt.

Erste Vertreter des in Riad ansässigen Hohen Verhandlungskomitees der Regimegegner waren am Samstagabend nach tagelangen Diskussionen über eine Teilnahme an den Friedensgesprächen in Genf angekommen. De Mistura hatte die Friedensgespräche am Freitag ohne die Opposition begonnen und zunächst eine Delegation der Regierung getroffen. Die Verhandlungen sollen den fünfjährigen Bürgerkrieg beenden.

Muss zwischen den Delegationsteilnehmern hin und her laufen: Staffan de Mistura
Muss zwischen den Delegationsteilnehmern hin und her laufen: Staffan de Mistura © APA/AFP/FABRICE COFFRINI

Verhandlungen in getrennten Sälen

Die Konfliktparteien sitzen in Genf nicht gemeinsam an einem Tisch, sondern in getrennten Sälen - UNO-Vermittler pendeln hin und her.

Vorgesehen sind sechsmonatige Gespräche. Angesichts von bisher 260.000 Toten in dem Bürgerkrieg wäre schon das Zustandekommen der Gespräche ein Erfolg.

Zum großen Missfallen Russlands, das Assad unterstützt, wurde die kurdische Partei der Demokratischen Union (PYD) nicht nach Genf eingeladen. Sie gilt mit ihrem bewaffneten Arm als Speerspitze im Kampf gegen die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) im Norden Syriens.

Die Türkei sieht in der PYD dagegen den syrischen Ableger der in der Türkei verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und fürchtet das Entstehen einer autonomen kurdischen Region an der türkischen Grenze. PYD-Vertreter reisten am Freitag aus Genf ab. Auch der Syrische Demokratische Rat, dem kurdische, arabische und christliche Kräfte angehören, ist in Genf nicht vertreten.

Russlands Außenminister Sergej Lawrow und sein US-Amtskollege John Kerry wollen am 11. Februar eine erste Bilanz der Gespräche in Genf ziehen, wie das russische Außenministerium am Samstag mitteilte. Wo dies stattfinden soll, wurde nicht mitgeteilt. Zuvor hatte es in Moskau aber geheißen, Russland wolle ein internationales Syrien-Treffen am 11. Februar in München abhalten, wo am 12. Februar die Sicherheitskonferenz beginnt.

16 Menschen verhungert

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz verlangte am Samstag erneut Zugang zu 4,5 Millionen Menschen in Syrien, die Hilfe benötigten. Die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" gab bekannt, in der von der syrischen Armee belagerten Stadt Madaya an der Grenze zum Libanon seien seit Mitte des Monats weitere 16 Menschen verhungert. Insgesamt waren es demnach seit Dezember 46.

Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier sagte der Zeitung "Welt am Sonntag", er erwarte "schwierige Verhandlungswochen". Es werde "auch Rückschläge geben". Die Vorbehalte der syrischen Opposition könne er verstehen. Aber nur am Verhandlungstisch könne sich zeigen, "ob beide Seiten bereit sind, schmerzhafte Kompromisse einzugehen".