Die Türkei hat ihre seit Tagen andauernde Großoffensive gegen Kämpfer der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans im Südosten des Landes am gestrigen Montag fortgesetzt. Unter anderem in den Städten Cizre und Silopi in der Provinz Sirnak habe es weiter heftige Gefechte gegeben, berichteten örtliche Medien. Aktuelle Angaben zu Toten oder Verletzten lagen nicht vor.

Am Sonntag war aus Kreisen der Sicherheitskräfte bekannt geworden, dass bei der Offensive binnen wenigen Tagen mehr als hundert Menschen getötet wurden. Demnach starben seit Mittwoch 102 PKK-Kämpfer, mindestens zwei Soldaten und fünf Zivilisten. An dem Einsatz sind rund 10.000 Mitglieder des Militärs sowie Spezialkräfte der Polizei beteiligt.

Zehntausende Schüler verpassen Unterricht

Wegen des eskalierenden Konflikts erhalten in der Südosttürkei Zehntausende Kinder indes keinen Schulunterricht. Alleine in dem mit einer Ausgangssperre belegten Bezirk Nusaybin in der Provinz Mardin seien 25.000 Schüler betroffen, sagte der Chef der Bildungsgewerkschaft Egitim-Sen in Mardin, Hamdullah Yildirim, einer Presse-Agentur.

Viele Schulen seien geschlossen, doch auch sonst sei kein Unterricht möglich. "Ständig hört man Artilleriefeuer, es fallen Schüsse, und es kommt zu Ausschreitungen. Die Familien haben Angst um ihre Kinder", sagte Yildirim. Im Bezirk Dargecit verpassten mehr als 5.000 Schüler den Unterricht, 500 Lehrer seien in ihre Heimatstädte zurückgekehrt.

Hinzu kommen Tausende Kinder, die eine wichtige Prüfung verpassten, um ins Gymnasium aufsteigen zu können. "Diese Schüler werden nach gleichen Kriterien bewertet wie die aus dem restlichen Teil des Landes. Kann man da noch von Gleichberechtigung sprechen?", kritisierte Yildirim.

In Diyarbakir sei die Situation ähnlich, sagte Dilek Adsan von Egitim-Sen in Diyarbakir. Alleine im Viertel Sur verpassten mehr als 3.000 Schüler und 400 Lehrer den Unterricht. Das Bildungsministerium gab auf Anfrage keine Zahlen bekannt.