Der neue Entwurf soll Kompromisse in den noch offenen Punkten liefern, wobei die Frage der Klimafinanzierung für die Entwicklungsländer entscheidend sein wird.

Noch im Laufe des Tages soll der Text von den 196 Vertragspartnern angenommen werden und somit zum ersten globalen Klimaschutzabkommen führen. Ob die COP21 tatsächlich am Samstag zu Ende ist, bleibt aber noch offen, da am Tag zuvor in vielen Punkten weiterhin große Differenzen herrschten. Die selbst ernannte "Koalition der Ehrgeizigen" um die EU-28, USA und zahlreichen Entwicklungsländern warnte davor, bei den Klimaschutzbestimmungen hinter dem letzten Textentwurf zurückzubleiben. Fabius und UN-Generalsekretär Ban Ki-moon suchten in zahlreichen Einzelgesprächen nach einem Durchbruch.

Große Spannungen

Die Spannungen zwischen den Teilnehmern sind beträchtlich: Der Außenminister der Marshall-Inseln, Tony de Brum, der in Paris als Sprecher einer selbst ernannten Koalition der Ehrgeizigen auftritt, beklagte eine "koordinierte Kampagne" in den nächtlichen Verhandlungen. Es habe Versuche gegeben, ambitionierte Ziele aus dem jüngsten Textentwurf für einen Weltklimavertrag zu streichen, den er als "guten Versuch" eingestuft hatte.

US-Präsident Barack Obama telefonierte sowohl mit Frankreichs Staatschef Francois Hollande als auch mit dem chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping. Die beiden größten CO2-Verschmutzer Amerika und China bekräftigten dabei nach Angaben des Weißen Hauses, gemeinsam auf ein ehrgeiziges Klimaabkommen hinarbeiten zu wollen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sprach unter anderem mit US-Außenminister John Kerry sowie Vertretern von Indien, Südafrika und Singapur.

Die zentralen Streitpunkte

Heftige Differenzen gibt es nach Angaben von Beobachtern weiter bei der Frage, ob aufstrebende Schwellenländer künftig für finanzielle Hilfen im Kampf gegen den Klimaschutz zur Kasse gebeten werden. Indien sieht die alle fünf Jahre geplanten Nachbesserungen der Klimaschutzanstrengungen mit Skepsis. Das große Schwellenland Brasilien schloss sich indes laut de Brum der Allianz für ein ehrgeiziges Abkommen an, der die USA, die EU sowie Länder aus dem Pazifik, der Karibik, Afrika und Lateinamerika angehören. Die Koalition umfasst nach früheren Angaben um die 100 Staaten.

"Die Klimafinanzierung ist und bleibt entscheidender Punkt", betonte auch Christiane Brunner, Umweltsprecherin der Grünen, gegenüber der APA. Denn damit würden erst Klimaschutzanpassungsmaßnahmen und Technologietransfer für die Entwicklungs- und Schwellenländer gesichert, die bekanntlich in Zukunft am meisten an den Folgen des - bisher großteils von den Industriestaaten zu verantwortenden - Klimawandels zu leiden haben.

Der Konferenzleiter, Frankreichs Außenminister Laurent Fabius, gab sich zuversichtlich, Samstagfrüh einen Vertrag vorlegen zu können, der "für die Menschheit ein großer Schritt voran sein wird". Ursprünglich sollte das Abkommen schon am Freitagabend angenommen werden. Nach Worten von Hollandes Klimagesandtem Nicolas Hulot sind die Verhandlungen deswegen so schwierig, weil in Paris eine ehrgeizige Vereinbarung entstehen soll: "Wenn man ein Abkommen als Fassade wollte, dann wäre das leicht zu schaffen."

Uneinigkeit herrschte unter anderem noch darüber, wie das Ziel, die Erderwärmung auf höchstens zwei Grad zu begrenzen, erreicht werden soll. Mit den bisher zugesagten nationalen Klimaschutzplänen würde die Temperatur auf der Erde um etwa 2,7 Grad steigen.

Protestaktion

© APA/EPA/GREENPEACE/HANDOUT

Mit einer großen Protestaktion am Pariser Triumphbogen haben Greenpeace-Aktivisten den französischen Staatschef Francois Hollande an seine Klimaversprechen erinnert. Zwei mit Seilen an dem berühmten Monument befestigte Umweltschützer breiteten am Freitag - dem vermutlich vorletzten Tag der Pariser UN-Klimakonferenz - ein Banner mit der Aufschrift: "Erneuern sie die Energie, Herr Hollande" aus.

Andere Greenpeace-Aktivisten malten mit gelber Farbe eine riesige Sonne auf die viel befahrenen Straßen um den Triumphbogen. Greenpeace zufolge waren 30 Aktivisten auf dem Triumphbogen selbst und 50 weitere in der Umgebung im Einsatz. Die Polizei nahm eine Reihe von Umweltschützern fest. Genaue Angaben zur Zahl der Festnahmen machte die Polizeipräfektur zunächst nicht.

"Frankreich bezeichnet sich bei den erneuerbaren Energien selbst als vorbildlich", sagte Greenpeace-Kampagnenleiter Frederic Amiel. "Aber heute entwickelt Frankreich sie dreimal langsamer als seine europäischen Nachbarn." Ein schneller Ausbau erneuerbarer Energien wie Wind und Solar sei "die einzige Lösung, um gegen den Klimawandel zu kämpfen".