Die Opposition von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi hat bei der Parlamentswahl in Myanmar die absolute Mehrheit gewonnen. Sie kann damit den nächsten Präsidenten bestimmen. Die Nationalliga für Demokratie (NLD) gewann bis Freitag mindestens 348 von 657 Sitzen in beiden Parlamentskammern, wie die Wahlkommission mitteilte.

Jahrzehntelang vom Militär regiert

Die militärnahe Regierungspartei USDP kam als nächststärkste Kraft bis dahin nur auf 40 Sitze. Bei 60 Abgeordnetensitzen standen die Sieger zunächst noch nicht fest.

Für Suu Kyi (70) kam die Nachricht auf den Tag genau fünf Jahre, nachdem die damalige Militärjunta sie aus dem Hausarrest entlassen hatte. Myanmar wurde bis 2011 jahrzehntelang vom Militär regiert. Die Junta ließ 2010 wählen, und bei der umstrittenen Abstimmung kam die militärnahe USDP an die Macht. Sie begann mit der Öffnung des Landes, aber die Wähler erteilten ihr am Sonntag dennoch eine klare Absage.

Suu Kyi darf nicht kandidieren

Es war das erste Mal seit 25 Jahren, dass sie das Parlament frei wählen konnten. 1990 gewann die NLD auch haushoch, aber das Militär weigerte sich, die Macht abzugeben. Diese Woche haben aber USDP und Militär versichert, dass sie das Ergebnis anerkennen wollen.

Der Präsident wird von beiden Parlamentskammern unter drei Kandidaten bestimmt. Zwei der Kandidaten kann die NLD mit ihrer Mehrheit vorschlagen, den dritten ernennt das Militär. Suu Kyi darf gemäß der noch vom Militär ausgearbeiteten Verfassung nicht für das höchste Staatsamt kandidieren, weil ihre Söhne ausländische Pässe haben - sie sind britische Staatsbürger. Ein Viertel aller Parlamentssitze ist in Myanmar weiter dem Militär vorbehalten.

Video: Mit 83 Prozent gewinnt San Suu Kyi die absolute Mehrheit