Es war eine Sternstunde für Marco Rubio: Der Sohn von Exil-Kubanern bestach im Match der Republikaner vor laufenden Kameras. Er überfuhr Kritiker und setzte sich mit harschen Bemerkungen über Hillary Clinton, die er als Lügnerin bezeichnete, vor dem begeisterten Publikum in Szene. Obendrein servierte Rubio den wiederum unglücklich agierenden Jeb Bush regelrecht ab, nachdem Bush ihn wegen vielen verpassten Voten im Washingtoner Senat angegriffen hatte.

Bei der Debatte schossen sich die innerparteilichen Rivalen vor allem auf die beiden derzeit in Umfragen führenden Anwärter, Donald Trump und Ben Carson, ein. Deren Pläne zu drastischen Steuersenkungen wurden als "Fantastereien" kritisiert.

Spitzen gegen Trump

Millionen Zuschauer verfolgten die etwa zweistündige Debatte im Fernsehsender CNBC. Trump wurde gleich zu Beginn der Debatte in der Universität von Colorado in Boulder von seinen Mitbewerbern angegriffen. "Wir sind dabei, jemanden auszuwählen, der nicht fähig ist, diese Arbeit zu machen", sagte etwa John Kasich, Gouverneur von Ohio. "Leute, wir müssen aufwachen." Die Republikaner müssten jemanden ins Rennen um das Weiße Haus schicken, der Erfahrung habe.

Sowohl Trump als auch der frühere Neurochirurg Carson, der einzige Afroamerikaner in der Runde, sind Politnovizen. Dank ihrer Rhetorik, die sich teils aggressiv gegen das Establishment wendet, haben sie Umfragen zufolge jedoch gemeinsam etwa so viel Unterstützung der Parteibasis wie alle anderen Bewerber zusammen.

Carson überflügelt Trump

Carson hatte in einer Umfrage von Dienstag erstmals den bisher führenden provokanten Milliardär Trump überflügelt. Dieser wurde am Mittwoch von seinen parteiinternen Gegnern wegen seiner als unrealistisch verurteilten drastischen Steuersenkungspläne sowie seines Vorschlages kritisiert, eine Mauer an der Grenze zu Mexiko zu bauen.

Auf die Pleite mehrerer seiner Immobilienprojekte in früheren Jahren angesprochen, konterte Trump mit den Worten: "Ich bin wirklich sehr gut darin, Schuldenprobleme zu lösen." Auf die Frage, ob er in New York manchmal eine Waffe trage, sagte er: "Manchmal. Aber ich bin gerne unberechenbar."

Carson hatte ebenfalls Mühe, seinen Vorschlag zu verteidigen, einen einheitlichen Steuersatz von zehn Prozent zu verteidigen. Zudem verhedderte er sich mehrfach in endlosen Sätzen. Die Fernsehdiskussion drehte sich hauptsächlich um Wirtschaftsthemen, am Rande kamen aber auch Themen wie die Legalisierung von Marihuana, die Waffengesetze und die Rentenpolitik zur Sprache.

Weitere Teilnehmer

Zu den weiteren Teilnehmern der Debatte gehörten auch Jeb Bush, Ted Cruz und als einzige Frau Carly Fiorina. Ex-Gouverneur Bush, Bruder des früheren Präsidenten George W. und Sohn des früheren Präsidenten George H. W. Bush, enttäuschte viele Beobachter. Bis auf seine Kritik an dem Konkurrenten Marco Rubio, der im Senat vor allem durch Abwesenheit glänze, blieb Bush farblos. Derzeit liegt er in Umfragen hinter Rubio auf Platz vier.

Die frühere HP-Chefin Fiorina, die bei der letzten Debatte einen starken Auftritt absolviert hatte, ließ dieses Mal mit einer Attacke gegen die Demokratin Hillary Clinton aufhören. "Ich bin vielleicht noch nicht Ihre Traumkandidatin. Aber ich kann Ihnen versichern, dass ich Hillary Clintons schlimmster Alptraum bin", sagte sie. Die frühere Außenministerin Clinton gilt bei den Demokraten als Favoritin für die Kandidatur.

Die nächste Fernsehdebatte der Republikaner ist für den 10. November angesetzt. Die Präsidentschaftswahl findet im November 2016 statt. US-Präsident Barack Obama darf nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten. Beide Parteien bestimmen ab Anfang kommenden Jahres in Vorwahlen ihre Kandidaten.