Die Wiener Syrien-Konferenz hat es offenbar Fortschritte bei den Bemühungen zur Konfliktlösung gebracht. Beim Vierer-Treffen seien einige Ideen vorgebracht worden, "die letztlich die Dynamik in Syrien verändern könnten", sagte US-Außenminister John Kerry am Freitagnachmittag in Wien. Schon nächste Woche könnte ein Folgetreffen in größerem Kreise stattfinden, kündigte er an. "Ich bin überzeugt, dass das heutige Treffen konstruktiv und produktiv war", sagte Kerry nach Beratungen mit seinen Amtskollegen aus Russland, Saudi-Arabien und der Türkei. Das nächste Treffen könnte kommenden Freitag (30. Oktober) stattfinden. Details zur Zusammensetzung der Runde und dem Ort der Zusammenkunft nannte er nicht. Wien war am Freitag erstmals Schauplatz eines hochrangigen Treffens im Syrien-Konflikt, über den zuvor mehrmals in Genf verhandelt worden war.

Kurz zuvor hatte es geheißen, es habe keine Einigung darüber gegeben, was mit dem umstrittenen syrischen Machthaber Bashar al-Assad passieren soll. Es habe zwar einige Ideen gegeben, wie man weiterkommen könne, berichtete der saudische Außenminister Adel a-Jubeir am Freitagnachmittag vor Journalisten. Es gebe aber weiter Differenzen, was die Demission von Assad und den Zeitplan betreffe.

Russland hat dem syrischen Regime jüngst mit Luftangriffen unter die Arme gegriffen und ihm Geländegewinne ermöglicht. Die USA, Saudi-Arabien und die Türkei fordern dagegen den Sturz Assads, dem Menschenrechtsverletzungen gegen die eigene Bevölkerung vorgeworfen werden.

Jubeir betonte, dass sein Land an einer friedlichen Lösung in Syrien interessiert sei, die auf den vor drei Jahren in Genf beschlossenen Prinzipien basiere. "Dies soll zu einer neue Zukunft für Syrien führen, in der Bashar Al-Assad keine Rolle mehr spielt", sagte der Chefdiplomat. Er berichtete, dass beim Vierertreffen in Wien weitere Diskussionen und Konsultationen vereinbart worden seien. Alle Teilnehmer seien sich einig gewesen, "dass wir für ein einheitliches Syrien arbeiten wollen, dass es ein demokratisches Syrien geben soll, wo alle Syrer die gleichen Rechte genießen und das frei von Terrorismus ist", sagte al-Jubeir.

Protest gegen Russland-Einsätze

Rund 80 Demonstranten, vorwiegend Syrer, haben sich am Freitagnachmittag unterdessen vor der russischen Botschaft in Wien versammelt, um gegen den russischen Militärsatz in Syrien zu protestieren. Mit syrischen Flaggen, auf die groß "Freiheit" geschrieben war, und Plakaten mit der Aufschrift "Russland tötet unsere Kinder" drückten die Demonstranten ihre Kritik aus.

"Die russische Aggression ist der Hauptgrund für die Flüchtlingskrise", sagte ein Demonstrant. Ein weiterer meinte: "Assad, Russland, Iran, der Islamische Staat - das ist alles dasselbe".

Der am 30. September begonnene russische Einsatz gilt nach Darstellung der Regierung in Moskau dem Kampf gegen die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) und andere "Terroristen". Washington wirft Moskau dagegen vor, vor allem vom Westen unterstützte gemäßigte Rebellen anzugreifen, um Machthaber Bashar al-Assad zu stärken.

Die Kundgebung fand parallel zur Syrien-Konferenz in Wien statt. US-Außenminister John Kerry und Russlands Chefdiplomat Sergej Lawrow beraten gemeinsam mit ihren Amtskollegen aus der Türkei und aus Saudi-Arabien über eine Lösung des seit 2011 andauernden Syrien-Krieges.