Papst Franziskus hat die milliardenschweren Waffenlieferungen der USA und die dort stark umstrittene Todesstrafe in klaren Worten kritisiert. Der Export von Waffen an Akteure, die planten, "Einzelnen und Gesellschaften unsägliches Leid zuzufügen", geschehe "einfach um des Geldes willen", sagte er am Donnerstag vor dem Kongress in Washington. Die Todesstrafe gehöre abgeschafft.

Franziskus forderte, das "beschämende und schuldhafte Schweigen" über Waffenlieferungen zu beenden. Es sei eine "Pflicht, dem Problem entgegenzutreten und den Waffenhandel zu stoppen." Das Geld, das damit verdient werde, "trieft von Blut". Eindeutig Stellung bezog er auch gegen die Todesstrafe, die immer noch in 31 von 50 US-Bundesstaaten praktiziert wird. Die Todesstrafe müsse weltweit abgeschafft werden, stellte er klar.

Angesichts der weltweiten Flüchtlingskrise forderte das katholische Kirchenoberhaupt eine "menschliche, gerechte und brüderliche" Reaktion. "Wir dürfen nicht über ihre Anzahl aus der Fassung geraten, sondern müssen sie vielmehr als Personen sehen, ihnen ins Gesicht schauen", verlangte der Pontifex. Die "Flüchtlingskrise, die ein seit dem Zweiten Weltkrieg unerreichtes Ausmaß angenommen hat", stelle die Welt vor große Herausforderungen.

Mit Blick auf die illegale Einwanderung in die USA fügte Franziskus hinzu, dass auch auf dem amerikanischen Kontinent Menschen "auf der Suche nach einem besseren Leben für sich und ihre Lieben" nordwärts zögen. Während Präsident Barack Obama Millionen illegale Einwanderer vor der Abschiebung bewahren will, wollen Republikaner wie Präsidentschaftsbewerber Donald Trump sie in ihre Heimatländer zurückschicken.

Franziskus nahm die USA auch im Kampf gegen den Klimawandel in die Pflicht. "Ich bin überzeugt, dass wir etwas verändern können, und habe keinen Zweifel, dass die Vereinigten Staaten - und dieser Kongress - dabei eine wichtige Rolle zu spielen haben", sagte er. Nun sei der Moment für "mutige Handlungen und Strategien". Im Kongress sperren sich die Republikaner gegen die Klimaschutzinitiativen von Präsident Barack Obama.

Missionar Junipero Serra heilig gesprochen

Zuvor sprach er den umstrittenen Missionar Junipero Serra heilig. Franziskus warnte, dass das Problem der Erderwärmung "nicht länger einer kommenden Generation überlassen werden darf". Obamas Klimaschutzinitiativen nannte er "ermutigend". Der Präsident lobte ebenfalls das Engagement des Papstes: "Sie erinnern uns daran, dass wir eine heilige Pflicht haben, unseren Planeten zu schützen - Gottes prächtiges Geschenk an uns."

Obama dankte Franziskus für die Vermittlerrolle des Vatikan bei der historischen Annäherung an Kuba. "Wir sind dankbar für Ihre unschätzbare Unterstützung für unseren Neubeginn mit dem kubanischen Volk", sagte er. Havanna und Washington hatten nach mehr als 50 Jahren Eiszeit im Juli wieder diplomatische Beziehungen aufgenommen. Der Annäherung waren Geheimverhandlungen unter Beteiligung des Vatikan vorausgegangen.

11.000 bei Empfang des Papstes

Das Oberhaupt der katholischen Kirche wurde bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel auf dem South Lawn des Präsidentensitzes mit militärischem Zeremoniell begrüßt. Nach Angaben des Weißen Hauses nahmen rund 11.000 geladene Gäste an dem Empfang teil, darunter neben katholischen Würdenträgern und offiziellen US-Vertretern auch viele Gläubige.

Nach dem Treffen mit Obama im Weißen Haus fuhr Franziskus im Papamobil durch die Innenstadt von Washington. "Er ist ein Anführer, den die Welt heute sehr braucht", sagte Millie Lober, die extra aus dem Bundesstaat Illinois angereist war. Auch viele Menschen mit lateinamerikanischen Wurzeln waren in der Menge und begrüßten Franziskus mit "Viva el Papa"-Rufen.

Appell: Einwanderer mit offenen Armen empfangen

Franziskus erinnerte in seiner Ansprache im Garten des Weißen Hauses daran, dass die USA ein Einwanderungsland seien. "Als Sohn einer Einwandererfamilie freut es mich, Gast zu sein in diesem Land, das großenteils von solchen Familien aufgebaut wurde", sagte der 78-jährige Argentinier. Obamas Pläne für eine Einwanderungsreform, die Migranten ohne gültige Papiere vor allem aus Lateinamerika einen Weg aus dem Schattendasein ermöglichen soll, stoßen bei den oppositionellen Republikanern auf heftigen Widerstand.

Bei einem Mittagsgebet in der St.-Matthäus-Kathedrale appellierte Franziskus an die US-Bischöfe, Einwanderer aus Lateinamerika mit offenen Armen zu empfangen. Bei diesem Thema spreche er "nicht nur als Bischof von Rom, sondern als Pastor aus dem Süden", sagte er. Migranten könnten "Amerika und seine Kirche bereichern".

Überwindung des Pädophilieskandals

Das Kirchenoberhaupt rief die Bischöfe auch zur Überwindung des Pädophilieskandals auf, der die Kirche in den vergangenen Jahren erschüttert hatte. Weltweit kamen Fälle von Kindesmissbrauch ans Licht, die oft Jahrzehnte zurückreichen und von Kirchenverantwortlichen vertuscht wurden. "Solche Verbrechen" dürften sich nicht wiederholen, mahnte der Papst.

Bei einem Gottesdienst in der Basilika der Unbefleckten Empfängnis in Washington sprach Franziskus den Missionar Junipero Serra heilig, der im 18. Jahrhundert den Katholizismus nach Kalifornien brachte. Serra sei "die Verkörperung einer 'Kirche, die voran geht'" und er habe sich gegen die Misshandlung von Indianern gestellt, sagte der Papst. Bei der indianischen US-Bevölkerung stieß die Heiligsprechung wegen der oft gewaltsamen Missionierung der amerikanischen Ureinwohner auf Kritik. Mehr als 10.000 Menschen hatten eine Online-Petition gegen Serras Heiligsprechung unterzeichnet.

Historische Rede vor dem US-Kongress

Als erster Religionsführer wird Papst Franziskus heute, Donnerstag, vor dem US-Kongress in Washington eine Rede halten. Zu Mittag trifft das Oberhaupt der katholischen Kirche dann in der Pfarrei St. Patrick Obdachlose. Anschließend reist er nach New York weiter, die zweite Station seiner ersten USA-Reise. Der Papst war am Dienstag aus Kuba gekommen.

In New York wird der Pontifex am späten Nachmittag erwartet. Am Abend steht dort eine Andacht auf seinem Programm. Am Freitag wird Franziskus unter anderem vor den Vereinten Nationen sprechen und den Ground Zero besuchen, den Ort der Anschläge des 11. September 2001. Am Samstag reist der 78-Jährige weiter nach Philadelphia zum Welttreffen der Familien, am Sonntag dann zurück nach Rom.