Vorerst sind keine weiteren Sonderzüge von Wien Richtung Deutschland geplant. Das sagte ÖBB-Sprecher Michael Braun am späten Donnerstagnachmittag zur APA. Ungewiss war demnach, wann der Railjet-Verkehr zwischen Wien und Budapest wieder aufgenommen wird.

"Seit 14 Tagen ist alles unterwegs, was Räder hat. Der Zustrom bleibt zu hoch. Wir tun, was wir können. Mehr geht nicht", bekräftigte Braun und verwies auf den nach Ende der Schulferien wieder aufgenommenen Normalbetrieb auf den Bahnstrecken. "Wir haben keine Züge ungenützt herumstehen. Und die Wartung eines Zugs ist aufwendiger als die eines Autos", sagte der Sprecher unter Bezugnahme auf den schon früher geäußerten Hinweis, dass die für den Transport von Flüchtlingen eingesetzten Sonderzüge gewartet werden müssen.

Selbstverständlich stünden den Flüchtlingen die 32 Züge zur Verfügung, die täglich Richtung Salzburg unterwegs sind und von denen viele nach Deutschland weiterfahren, sagte Braun. Er wies auch auf den Umstand hin, dass 1.200 Menschen die Nacht auf Donnerstag auf dem Wiener Westbahnhof verbracht haben, wobei dort 500 Notbetten zur Verfügung stehen. Weitere Flüchtlinge habe man aus Sicherheitsgründen nicht dorthin bringen können. 500 Menschen haben die Nacht auf dem Salzburger Hauptbahnhof verbracht.

Keine Züge zwischen Österreich und Ungarn

Die ÖBB stellen aufgrund der "massiven Überlastung" den Zugverkehr zwischen Österreich und Ungarn vorübergehend ein. Das betrifft sowohl die Railjet-Verbindung auf der Strecke Wien-Budapest sowie grenzüberschreitende Regionalzüge, wie die ÖBB am Donnerstag in einer Aussendung mitteilte.

Bis auf Weiteres werden auch keine Tickets für Fahrziele in Ungarn verkauft, heißt es in der Aussendung. Für Pendler und Schüler aus dem Raum Neusiedl/See und Bruck/Leitha werde ein Schienenersatzverkehr mit Bussen organisiert. Die Shuttlezüge von Nickelsdorf zum Wiener Westbahnhof bleiben aufrecht, um Fahrgästen die Weiterreise in den regulären Zügen Richtung Westen zu ermöglichen.

Die Zahl der aus Ungarn kommenden Flüchtlinge steigt weiter an. Nach Angaben der Wiener Polizei hielten sich am Nachmittag noch etwa 1.000 Flüchtlinge auf dem Westbahnhof auf. Insgesamt waren es 3.000 Migranten, die sich am Donnerstag auf diesem Bahnhof befanden. In Nickelsdorf kamen allein zur Mittagszeit rund 1.000 Flüchtlinge an, nachdem sich am Morgen sogar 3.700 Menschen am Grenzübergang aufgehalten hatten, Wie die Polizei am frühen Donnerstagnachmittag mitteilte, haben zu Mittag erneut rund 1.000 Schutzsuchende die österreichisch-ungarische Grenze passiert. Demnach kamen die Flüchtlinge zu Fuß.

Regionalzüge der Ungarischen Staatsbahnen (MAV) verkehren weiterhin zwischen Budapest und dem ungarischen Grenzort Hegyeshalom.

Am Mittwoch hatte bereits die dänische Bahn alle Züge von und nach Deutschland vorübergehend gestoppt. Zwischen Flensburg und Padborg in Südjütland fuhren auf Anweisung der Polizei keine Züge mehr. Gleiches galt auch für Züge, die auf der Fähre zwischen Fehmarn und Rødby auf der Insel Lolland transportiert würden.

Die Route von und nach Flensburg wurde am Donnerstagmorgen wieder geöffnet, Fernbahnen fahren allerdings immer noch nicht. Die Fährzüge nach Lolland blieben auch am heutigen Tag noch unterbrochen.

In Wien wurden am Donnerstag zwei weitere Notschlafstellen mit einer Kapazität von knapp 500 Betten in Betrieb genommen. Das sagte der Flüchtlingskoordinator der Bundeshauptstadt, Peter Hacker. Dort werden Flüchtlinge untergebracht, die aufgrund beschränkter Transportkapazitäten in Wien nächtigen müssen.

Flüchtlingen auch in der Stadthalle

Eine Notschlafstelle mit 270 Feldbetten befindet sich in der Stadthalle und damit in unmittelbarer Nähe zum Westbahnhof, wo sich am Nachmittag noch rund 1.000 Flüchtlinge aufhielten. "Die Stadthalle hat uns eine Fläche zur Verfügung gestellt, die sie erst Ende September wieder benötigt. Betrieben wird die Notschlafstelle vom Roten Kreuz", sagte der Flüchtlingskoordinator und Chef des Fonds Soziales Wien (FSW).

Die zweite Notschlafstelle in Gestalt eines leer stehenden Bürohauses befindet sich in Wien-Döbling. Sie sei von der Uniqua auf Vermittlung des Flüchtlingskoordinators der Regierung, Christian Konrad, zur Verfügung gestellt worden. Platz sei für 200 Feldbetten, sagte Hacker. Die Betreuung wurde von der Caritas übernommen.