Schiffsprozession auf der Themse, Glockengeläut, Salutschüsse und ein neues Porträtfoto: Ganz Großbritannien hat am Mittwoch den Rekord der Queen als seine am längsten herrschende Monarchin gefeiert. Um 18.30 Uhr MESZ stellte Elizabeth II. den Regentschaftsrekord ihrer Ur-Ur-Großmutter Victoria ein.

Die 89-Jährige selbst feierte den neuen Meilenstein in ihrer über 63-jährigen Regentschaft nicht groß. "No fuss" - nur kein Aufhebens - hatte sie laut einem Vertrauten angeordnet.

"Heute feiern wir um 17.30 Uhr (18.30 Uhr MESZ) einen königlichen Rekord", verkündete in der Früh vor dem Buckingham-Palast ein in mittelalterliche Gewänder gekleideter königlicher Ausrufer. "Ihre Majestät die Queen wird die 23.226 Tage, 16 Stunden und 23 Minuten dauernde Regentschaft ihrer Ur-Ur-Großmutter Victoria überholt haben", fügte er hinzu. Er beendete seine Verkündung mit einem lauten "Hipp Hipp" - worauf die feiernde Menge vor dem Palast mit einem "Hurra", antwortete.

Langes Leben hat viele Meilensteine

Weil ihre Thronbesteigung mit schmerzlichen Erinnerungen an den Tod ihres Vaters König George VI. verbunden ist, war der 89-Jährigen selbst nicht nach Feiern zumute. Am Mittwoch absolvierte sie einen ganz normalen Besuchstermin, die Eröffnung einer Eisenbahnstrecke in Schottland. Während der Einweihungszeremonie in Tweedbank dankte sie den vielen Gratulanten aus dem In- und Ausland und sagte, viele Menschen hätten "freundlicherweise zur Kenntnis genommen", dass dem Tag eine "weitere Bedeutung" anhafte - eine Bedeutung, die sie selbst "niemals angestrebt" habe. Ein langes Leben habe "zwangsläufig" viele Meilensteine, sagte die Queen weiter: "Mein eigenes ist keine Ausnahme."

Während die Queen wie immer unerschütterlich ihren Pflichten nachging, ließen die Briten ihr laut einer Umfrage "größtes" Staatsoberhaupt hochleben. "Während der vergangenen 63 Jahre war Ihre Majestät ein Fels der Stabilität in einer sich ständig ändernden Welt" erklärte Premierminister David Cameron. "Es ist nur richtig, dass wir heute ihren außerordentlichen Rekord feiern, ebenso wie die Anmut und Würde, mit der sie unserem Land dient."

Gedenkpause im Parlament

Kurz nach Mittag legte das Parlament eine Gedenkpause ein, und die Glocken der Westminster Abbey läuteten. Von der Hochhausspitze von British Telekom leuchtete die Botschaft: "Möge sie noch lange herrschen."

Der britische Künstler Quentin Devine formte im Auftrag der britischen Münzprägeanstalt mit 1952 Penny-Münzen ein Porträt der seit 1952 amtierenden Regentin. Auch der Buckingham-Palast veröffentlichte zur Feier des Tages ein neues Porträt der Monarchin. Die Aufnahme der Fotografin Mary McCartney, einer Tochter von Paul McCartney, zeigt die 89-Jährige in rosa-weiß geblümten Kleid, wie sie - natürlich - ihrer Pflicht nachkommt: Sie sitzt am Schreibtisch, vor sich einen der roten Kästen, in denen ihr fast täglich von der Regierung Dokumente überbracht werden.

Nur wenige Stimmen sorgten am Mittwoch für Misstöne: Unter #Stopthereign (Lasst uns die Regentschaft beenden) startete die anti-monarchistische Bewegung Republic auf Twitter eine neue Kampagne mit der Forderung, statt zu feiern, sollten die Briten lieber über eine "radikale demokratische Reform" nachdenken.