Die von der Staatsanwaltschaft vorgelegten Ermittlungsergebnisse ließen den Schluss zu, dass der ehemalige Staatschef für den jüngsten Korruptionsskandal im Zollwesen des mittelamerikanischen Landes verantwortlich sei, sagte der zuständige Richter am Dienstag.

Das kriminelle Netzwerk "La Linea" hatte es Unternehmern erlaubt, gegen Schmiergeldzahlungen Waren am Zollamt vorbei ins Land einzuführen. Dadurch gingen der Staatskasse Millionenbeträge verloren, auf die sie dringend angewiesen ist. Das Steueraufkommen liegt in Guatemala bei gerade einmal elf Prozent des Bruttoinlandsprodukts, eine der niedrigsten Quoten in der Region.

Nach Einschätzung der Ermittler standen Perez und seine frühere Vizepräsidentin Roxana Baldetti an der Spitze des Korruptionsrings. Insgesamt sind wegen des Falls mittlerweile 39 Verdächtige in Haft. Der Ex-Präsident wies die Vorwürfe zurück und kündigte an, die Anschuldigungen zu widerlegen.

Bewegte Tage

Guatemala blickt auf bewegte Tage zurück: Nachdem die Staatsanwaltschaft und die Internationale Kommission gegen Straffreiheit (CICIG) abgehörte Telefonate vorlegten und immer mehr Menschen gegen Perez auf die Straße gingen, wurde Haftbefehl gegen den Ex-General erlassen. Er trat daraufhin zurück und überließ seinem Vize Alejandro Maldonado das oberste Staatsamt.

Am Sonntag wählten die Guatemalteken einen neuen Präsidenten, der im Jänner die Amtsgeschäfte übernehmen soll. Sieger der ersten Runde ist der Komiker Jimmy Morales von der nationalistischen Partei FCN. Gegen wen er bei der Stichwahl antreten wird, ist aufgrund des knappen Wahlergebnisses noch unklar.