Ein freies Herz, das denkt, fühlt und handelt sei erforderlich, um dem Nächsten zu helfen und im Leben auch unter schwierigen Umständen voranzukommen, sagte der Papst am Sonntagabend (Ortszeit) bei einem Treffen mit der Jugend am Ufer des Paraguay-Flusses in der paraguayischen Hauptstadt Asuncion. Die Freiheit sei ein Gottessegen, den Ausbeutung, Mittellosigkeit, Drogensucht und Traurigkeit oft fesselten, betonte der Papst. Er wiederholte vor über 200.000 Menschen seinen in Rio de Janeiro ausgesprochenen Ausruf "Stiftet Unruhe!", mahnte aber gleichzeitig die Jugendlichen, die Unruhe gut zu organisieren, damit nichts zerstört werde.

Zuvor hat Franziskus auf der letzten Messe seiner bisher längsten Auslandsreise ein Ende von Ausbeutung und Unterdrückung in der Welt gefordert. Man müsse von der Logik des Herrschens, des Niederdrückens, des Manipulierens übergehen "zu einer Logik des Aufnehmens, des Empfangens, des Pflegens", sagte er am Sonntag vor rund einer Million Menschen nahe Asuncion. Die Mission der Kirche bedeute, sich aufgeschlossen für mehr Brüderlichkeit und Zusammenhalt einzusetzen. Der Altar bestand aus 32.000 Maiskolben, Kürbissen und Kokosnüssen.

Besuch im Armenviertel

Der Papst besuchte auch ein Armenviertel am Flussufer in Asuncion, in dem rund 100.000 Menschen leben, die wiederholt Überschwemmungen ausgesetzt sind. Der 78-Jährige sieht sich gerade als "Anwalt der Armen" - in Bolivien hatte er die umstrittene Gefangenenstadt Palmasola besucht.

Am Samstag hatte der Pontifex in Paraguay vor "ideologischen Sichtweisen" gewarnt. Bei einem Dialog mit der paraguayischen Zivilgesellschaft riet er Landarbeitern davon ab, bei ihrer Suche nach dem Gemeinwohl Ideologien zu folgen. "Die Ideologien enden schlecht, sie nützen nicht, sie haben einen kranken oder unvollständigen Bezug zum Volk", sagte der Papst.

Sicherheitspanne

Eine Sicherheitspanne zwang den Papst schlussendlich kurz vor seiner Abreise zu einer Programmänderung. Eigentlich wollte Franziskus noch mit Hinterbliebenen der rund 400 Todesopfer eines Brandes im Jahr 2004 zusammentreffen. Als er in seinem Papamobil zu der Begegnung an einer Gedenkstätte für die Brandopfer gefahren wurde, durchbrach allerdings eine Menschenmenge, die seinen Weg säumte, die Sicherheitsabsperrungen und kam dem Papamobil gefährlich nahe. Daher konnte der Papst die Angehörigen nur kurz aus seinem Gefährt grüßen.

Danach wurde Franziskus direkt zum Flughafen der Stadt gebracht. Dort bestieg er mit seiner Delegation einen Airbus A330 und flog nach Rom ab. "Wir haben so lange auf dieses Ereignis hingearbeitet und jetzt tun sie uns das an", sagte Lourdes Brizuela, deren Vater bei dem Brand ums Leben gekommen war.