Der Schwerpunkt liege auf Luftangriffen gegen die IS-Hochburgen in Syrien und die dort ansässige Führungsriege der Jihadisten, sagte US-Präsident Barack Obama nach Beratungen mit ranghohen Militär- und Geheimdienstvertretern im Pentagon.
Obamas Koordinator für die Anti-IS-Koalition, General John Allen, hielt sich zu Beratungen in Syriens Nachbarland Türkei auf. Am Wochenende hatte die US-geführte Koalition bei den bisher umfangreichsten Luftangriffen in Syrien die IS-Hochburg Raqqa ins Visier genommen. "Wir intensivieren unsere Bemühungen gegen die Basis des IS in Syrien", sagte Obama. Die Luftangriffe würde sich auch gegen von den Jihadisten kontrollierte Öl- und Gasanlagen richten. Die IS-Miliz finanziert sich zu einem großen Teil über illegalen Ölhandel. Der US-Präsident machte aber erneut deutlich, dass er mit einem langen Militäreinsatz gegen die Jihadisten rechne. "Es wird Zeit dauern, sie zu entwurzeln", sagte er. Es werde Fortschritte, aber auch Rückschläge geben, sagte Obama.
5000 Luftangriffe
Die IS-Miliz hat Teile Iraks und Syriens besetzt und begeht in den von ihr gehaltenen Gebieten Gräueltaten. Vor einem Jahr riefen die Jihadisten ein grenzüberschreitendes "Kalifat" aus. Die USA fliegen seit Sommer 2014 gemeinsam mit Verbündeten Luftangriffe auf IS-Stellungen. Für den Kampf am Boden setzt Washington auf die irakischen Streitkräfte, kurdische Verbände sowie die moderate Opposition gegen den syrischen Machthaber Bashar al-Assad. Der seit mehr als vier Jahren andauernde Bürgerkrieg in Syrien hatte den Aufstieg der IS-Miliz maßgeblich begünstigt.
Seit Beginn des Militäreinsatzes "Operation Inherent Resolve" flog die internationale Koalition nach Angaben Obamas mehr als 5.000 Luftangriffe. Dabei seien "tausende Kämpfer, darunter ranghohe IS-Anführer" getötet worden, sagte der US-Präsident. Die USA lassen sich den Einsatz nach Angaben des Verteidigungsministeriums 9,2 Millionen Dollar (8,3 Millionen Euro) pro Tag kosten. Die Gesamtkosten summieren sich auf mittlerweile fast drei Milliarden Dollar.
Türkei verstärkt Präsenz
Aus türkischen Regierungskreisen verlautete, dass der US-General Allen am Dienstag mit ranghohen Vertretern in Ankara über das Vorgehen gegen die Jihadisten berate. Die Türkei beteiligt sich nicht an den Luftangriffen gegen die IS-Miliz, erlaubt den USA aber die Ausbildung syrischer Rebellen auf ihrem Staatsgebiet. Das türkische Militär hatte seine Präsenz an der Grenze zu Syrien in den vergangenen Wochen verstärkt und damit Spekulationen über eine mögliche Bodenoffensive zur Schaffung einer Pufferzone geschürt.
Im Norden Syriens lieferten sich kurdische Verbände und IS-Einheiten am Dienstag erneut heftige Gefechte. Die Jihadisten hatten einen Vorstoß auf mehrere von Kurden kontrollierte Dörfer in den Provinzen Raqqa und Hasake gestartet. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden seit Sonntagmorgen rund 80 IS-Kämpfer getötet. Die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle stützt sich in Syrien auf ein Netzwerk von Informanten, ihre Angaben können von unabhängiger Seite kaum überprüft werden.
Bei einem Selbstmordanschlag eines mutmaßlichen Mitglieds der Extremistengruppe Al-Nusra-Front im Norden Syriens wurden nach Angaben der Beobachtungsstelle 25 Kämpfer der syrischen Regierung getötet. Der Attentäter habe sich in Al Sahra, einem Vorort von Aleppo, in einem Fahrzeug in die Luft gesprengt, erklärte die Organisation am Montag. Die Explosion ereignete sich demnach vor einem Waisenhaus, das von Regierungstruppen als Stützpunkt genutzt wurde.