Hunderte Flüchtlinge wurden in den letzten Tagen von der französischen Polizei aufgehalten und nach Italien zurückgedrängt. Die Flüchtlinge, die zumeist nach gefährlichen Überfahrten über das Mittelmeer in Süditalien eingetroffen waren, hielten sich seit Donnerstag an dem Grenzübergang zwischen Ventimiglia und Menton auf. Einige Migranten veranstalteten am Samstag einen Sitzstreik und forderten, nach Frankreich zu Familienangehörigen und Freunden weiterreisen zu können.

"Wir gehen nicht zurück, wir wollen durch!" war auf einigen Plakaten der Demonstranten zu lesen. Die Migranten drohten, den Verkehr zu blockieren, wenn sie nicht durchgelassen werde. Dutzende Männer begannen einen Hungerstreik. Nach Stunden schritt die italienische Polizei ein und trieb die Gruppe auseinander. Nach Angaben eines Beamten sollen die Flüchtlinge mit einem Bus in die Aufnahmelager der ligurischen Hafenstadt Imperia gebracht werden.

Eine Gruppe von Migranten mit Bahnkarte für die Reise Nizza-Paris wurde von der französischen Polizei aufgehalten und nach Italien zurückgeführt. Der Bürgermeister von Ventimiglia, Enrico Ioculano, sprach von einer unannehmbaren Situation. "Man kann Menschen nicht auf diese Weise zurückdrängen", protestierte der Bürgermeister. Französische Gendarmen erwiderten, sie hätten Anweisungen, die Migranten nicht über die Grenze zu lassen.

Über 1000 Illegale in einer Woche

Dutzende Afrikaner übernachten seit Tagen auf dem Strand oder auf dem Bahnhof Ventimiglias in der Hoffnung, jemanden zu finden, der sie mit dem Auto nach Frankreich mitnimmt, berichteten italienische Medien. Dafür seien sie bereit, über 200 Euro zu zahlen. Die hygienische Lage in der Kleinstadt sei schwierig. Oft würden Migranten versuchen, auch zu Fuß die Grenze zu überqueren, schrieben italienische Medien. Laut Angaben der französischen Behörden seien binnen sieben Tagen 1.439 illegale Flüchtlinge an der Grenze zu Italien aufgehalten worden. 1.097 seien zurück ins Nachbarland gebracht worden.

Die ligurischen Behörden riefen die Regierung in Rom auf, Druck auf Frankreich auszuüben. "Die Franzosen können nicht so tun, als wären sie von der Flüchtlingsfrage nicht betroffen", sagten lokale Politiker. Der neue Präsident der Region Ligurien, Giovanni Toti, zeigte sich wegen möglichen negativen Auswirkungen der Flüchtlingswelle auf den Tourismus in der Gegend besorgt. "Das was in Ventimiglia geschieht, schadet dem Tourismus, der für die Region eine lebenswichtige Einnahmequelle ist", kommentierte Toti, Spitzenpolitiker der rechtskonservativen Forza Italia um Ex-Premier Silvio Berlusconi. Er klagte, dass Frankreich nichts unternehme, um Italien im Umgang mit der Flüchtlingsproblematik zu entlasten.