Der im amerikanischen Exil lebende Oppositionspolitiker und Kreml-Kritiker Garri Kasparow warnt in einem Interview mit der "Wiener Zeitung" (Samstag-Ausgabe) vor Russlands Präsidenten Wladimir Putin: "Die nächste Eskalation wird die Konfrontation mit der NATO sein. Wenn Putin anfängt, drastisch gegen Estland oder Lettland vorzugehen, stehen wir natürlich vor einer ganz anderen Herausforderung."

"Wenn man sich tatsächlich Sorgen um die Zukunft macht, dann stoppt man Putin am besten schon in der Ukraine", erklärte der 53-Jährige. "Es gibt immer noch eine Chance, eine offene Konfrontation zwischen Russland und der NATO zu verhindern."

Dafür müsste der Westen aber zu schärferen Sanktionen gegenüber Russland greifen. "Solange der Westen in der Ukraine-Krise keine klare Botschaft aussendet und seinen Willen nicht deutlich macht, sie gemäß internationalem Recht zu beenden, wird Putin seine Agenda weiter durchdrücken."

Für den russischen Präsidenten sei die Konfrontation der einzige Weg, um an der Macht zu bleiben, formulierte der frühere Schachweltmeister: "Und die Geschichte lehrt uns eine simple Regel: Mit jedem Tag, an dem man eine Antwort auf derartige Provokationen aufschiebt, erhöht sich der Preis."

Bis zu seiner Flucht 2013 engagierte sich Kasparow gemeinsam mit dem Ende Februar in Moskau ermordeten Boris Nemzow in Russlands liberaler Opposition und organisierte 2011/12 Massendemos.