Das kommt nicht jeden Tag vor. Zwei der elf Stronach-Abgeordnete, Marcus Franz und Georg Vetter, verlassen den Parlamentsklub des Team Stronach und wechseln nach Informationen der Kleinen Zeitung zur Volkspartei. Die Entscheidung wurde in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz bekannt gegeben.

Georg Vetter, Rechtsanwalt in Wien, hatte erst diese Woche nach dem Desaster bei den Steiermark-Wahlen Frank Stronach zum Rücktritt aufgefordert. Stronach hatte im Gegenzug Vetter nahegelegt, sein Mandat zurückzulegen. Marcus Franz, Arzt und vormals auch Primar in Wien, hatte sich schon im letzten Jahr von Stronach distanziert und ihn damals indirekt aufgefordert, der damaligen Klubobfrau Kathrin Nachbaur mehr Pouvoir einzuräumen.

"Steigbügelhalter des Systems"

Team Stronach-Klubobfrau Waltraud Dietrich verabschiedete die beiden Abgeordneten mit heftiger Kritik. "Wir sind angetreten, um das System zu ändern, jetzt agieren die beiden als Steigbügelhalter des bestehenden Systems, das müssen sie vor sich selbst verantworten", sagte Dietrich am Mittwoch in einer Aussendung.

Franz, der vorübergehend auch Generalsekretär der Partei war, hatte in der Vergangenheit durch provokante und  bizarre Wortmeldungen aufhorchen lassen. So begründete er sein Misstrauen gegenüber der Fortpflanzungsmedizin mit dem Sager, er wolle „keine Babyfarmen“ oder „Nachwuchs per Versandhaus.“  Homosexualität sowie freiwillige Kinderlosigkeit bezeichnete er als „amoralisch." Auch kann sich der Mediziner vorstellen, dass die nicht gerade fälschungssichere E-Card durch das Einpflanzen von Chips in den Menschen ersetzt wird.

Damit verschiebt sich das Kräfteverhältnis innerhalb der Koalition. Die ÖVP vergrößert sich von 47 auf 49 Abgeordneten - und liegt damit nur noch drei Mandate hinter der SPÖ. Das Team Stronach ist damit nur noch einstellig (neun statt elf Mandatare).

MICHAEL JUNGWIRTH