"In Libyen schätzt man, dass zwischen 500.000 und einer Million Flüchtlinge aus Syrien und Afrika zur Abfahrt nach Italien bereit seien", berichtete der Staatsanwalt von Palermo, Maurizio Scalia, der gegen Schlepperbanden ermittelt, am Montag.

Das Drama im Mittelmeer

Hilfe kam zu spät

Die Reise von Libyen nach Italien an Bord eines Bootes koste jeden Flüchtling 1.500 Dollar (1.387,09 Euro). Flüchtlinge, die aus Äthiopien Europa erreichen wollten, müssten bis zu 5.000 Dollar (4.623,64 Euro) zahlen. Schlepperbanden organisieren für 400 Euro die Flucht von Flüchtlingseinrichtungen auf Sizilien. Um nordeuropäische Länder zu erreichen, müssten Migranten weitere 1.500 Euro zahlen.

"Es ist offenkundig, dass Migranten für diese Organisationen ein Riesengeschäft sind", sagte Scalia. Dank seinen Ermittlungen konnten am Montag 24 Mitglieder einer afrikanischen Schlepperbande festgenommen werden. Italien habe bisher über tausend Schlepper festgenommen, berichtete Innenminister Angelino Alfano am Montag.

Auch das UNO-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR rechnet mit einer weiteren Massenflucht aus Nordafrika. "Es gibt hunderttausende Menschen, die zur Abfahrt in Nordafrika bereit sind. Die Zahl könnte jedoch wesentlich höher sein. Europa muss sofort eine Strategie im Umgang mit dem Flüchtlingsnotstand entwickeln. 28 EU-Mitgliedsstaaten sind in der Lage, einige hunderttausend Menschen aufnehmen", sagte UNHCR-Sprecherin Carlotta Sami. Sie hob hervor, dass Menschenhändler auch brutal mit Flüchtlingen umgegangen seien. "Diese Banden werden immer grausamer. Sie wollen rasch so viele Migranten wie nur möglich auf die Boote bringen. Es ist ihnen gleichgültig, ob sie lebend oder tot ankommen", sagte Sami.

Überlebende sind wohlauf

Die UNHCR-Sprecherin berichtete, dass die 28 Überlebenden der Flüchtlingstragödie am Sonntag wohlauf seien. Auch der Zustand eines aus Bangladesch stammenden 23-Jährigen, der wegen einer Lungenentzündung in ein Krankenhaus in Catania eingeliefert wurde, sei nicht besorgniserregend. Die anderen 27 Überlebenden werden am Montagabend in Catania eintreffen. Die 24 geborgenen Leichen wurden nach Malta gebracht.