Wenige Wochen nach den Schüssen in der Redaktion der Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" in Frankreich wird Dänemark von ähnlichen Anschlägen erschüttert. Bei Attentaten auf eine Diskussionsrunde mit dem schwedischen Mohammed-Karikaturisten Lars Vilks sowie auf eine Synagoge in Kopenhagen wurden seit Samstagnachmittag zwei Menschen getötet. Polizisten erschossen wenig später den mutmaßlichen Täter.

Erst Café, dann Synagoge

Ein vermummter Angreifer eröffnete am Samstagnachmittag das Feuer auf eine Diskussionsveranstaltung zum Thema Meinungsfreiheit und Gotteslästerung in einem Kopenhagener Kulturcafe. Augenzeugen zufolge wollte er sich offenbar den Weg in den Veranstaltungsraum freischießen, doch Leibwächter des Karikaturisten Vilks hätten das Feuer erwidert. Dabei wurden ein 55-jähriger Mann getötet und drei Polizisten verletzt. Der Angreifer - manche Zeugen sprachen auch von zwei Tätern - sei mit einem VW Polo geflohen. Der Anschlag löste einen Großeinsatz der Polizei aus.

In der Nacht auf Sonntag fielen dann Schüsse vor einer Synagoge in der dänischen Hauptstadt. Dabei wurden ein Mann getötet und zwei Polizisten verletzt. Bei dem Toten handelt es sich nach Angaben der jüdischen Gemeinde um einen jungen jüdischen Wachmann, der die etwa 80 Menschen, die zur Feier einer Bar Mitzwa in die Synagoge kamen, kontrollierte. Die dortigen Sicherheitsmaßnahmen wurden nach den Anschlägen von Paris im Jänner verstärkt.

Islamistischer Hintergrund

Dem Fernsehsender TV2 zufolge wurde der naheliegende Metro- und Zugbahnhof Norreport evakuiert. Die Polizei erklärte, sie habe den mutmaßlichen Attentäter kurze Zeit nach der Schießerei vor der Synagoge an dem Bahnhof erschossen. Der Mann sei angesprochen worden, habe das Feuer eröffnet und sei dann getötet worden, teilte die Polizei mit. Die Polizisten seien unverletzt geblieben. Die tödlichen Anschläge auf die Diskussionsveranstaltung und auf die Synagoge sind nach Einschätzungen der Polizei von ein und demselben Täter verübt worden. Darauf deuteten Bilder aus Überwachungsvideos. Es gebe derzeit auch keine Hinweise auf weitere Verdächtige, sagte ein Polizeivertreter am Sonntag in der Früh in Kopenhagen. Aber die Ermittlungen diesbezüglich würden andauern. Es wird ein islamistischer Hintergrund vermutet und dass der Anschlag Vilks galt.

Der Künstler blieb indes unverletzt. Vilks ist schon oft bedroht worden, nachdem er 2007 den Propheten Mohammed als Hund karikiert hatte. Daraufhin wurde im Internet von einem Al-Kaida-Ableger im Irak ein Kopfgeld von 150.000 Dollar (rund 132.000 Euro) auf ihn ausgesetzt. Deshalb steht er in Schweden unter Polizeischutz und ist oft, wie jetzt in Kopenhagen, in Begleitung von Leibwächtern. Auch Dänemark hatte schon einmal die Wut von Muslimen auf sich gezogen, als vor zehn Jahren die Zeitung "Jyllands-Posten" Karikaturen mit des Propheten Mohammed veröffentlichte. Die hatte Unruhen in der islamischen Welt ausgelöst, bei denen mindestens 50 Menschen ums Leben kamen.

Reaktionen der Politik

Die dänische Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt sprach am Ort des ersten Anschlags von einem Terrorakt. Der französische Botschafter Francois Zimeray, der an der Vilks-Veranstaltung in einem Kulturcafe teilnahm, sagte, es sei versucht worden, den Anschlag auf "Charlie Hebdo" in Paris zu kopieren.  Der französischer Innenminister Bernard Cazeneuve befindet sich Medienberichten zufolge bereits auf dem Weg nach Kopenhagen. 

EU-Ratspräsident Donald Tusk nannte die erste Tat "einen weiteren brutalen, terroristischer Angriff, der auf unsere fundamentalen Werte und Errungenschaften abzielt - inklusive der Freiheit auf Meinungsäußerung". Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ), Vizekanzler Reinhold Mitterlehner und Außenminister Sebastian Kurz (beide ÖVP) verurteilten den Anschlag auf das Schärfste und bekannten sich zur Verteidigung der Meinungsfreiheit.

Netanyahu ruft zur Auswanderung nach Israel auf

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat die Juden in Europa nach den Terroranschlägen in Kopenhagen zur Auswanderung in den jüdischen Staat aufgerufen. "Juden wurden auf europäischem Boden ermordet, nur weil sie Juden waren", sagte Netanyahu am Sonntag während einer Kabinettssitzung in Jerusalem. "Diese Terrorwelle wird weitergehen."