Der Bürgermeister von Rotterdam hat sich mit einem empörten Fernsehinterview in die Herzen geredet. Der marokkanischstämmige Ahmed Aboutaleb, selbst Muslim und im Besitz zweier Pässe, äußerte sich am Abend nach dem Anschlag auf das Pariser Satiremagazin "Charlie Hebdo" in Paris mit zwölf Toten in Richtung aller radikaler Islamisten in Europa: "Wenn ihr die Freiheit nicht wollt, packt um Himmels willen eure Koffer und geht."
Der sichtlich mitgenommene Aboutaleb wurde in die niederländische Nachrichtensendung "Nieuwsuur" zugeschaltet. Die Geschehnisse hätten ihn tief in der Seele getroffen. Hier säße nicht nur ein Bürgermeister, "sondern auch ein wütender Muslim." Dann wandte er sich direkt an Extremisten: "Wenn ihr die Freiheit nicht wollt, packt um Himmels willen eure Koffer und geht. Vielleicht gibt es einen Ort, an dem ihr ihr selbst sein könnt. Seid dann auch ehrlich zu euch selbst und bringt keine unschuldigen Journalisten um. Das ist so rückständig, das ist unbegreiflich. Verschwindet, wenn ihr in den Niederlanden mit der Art, wie wir unsere Gesellschaft leben wollen, euren Platz nicht finden könnt ."
Der Sozialdemokrat Aboutaleb ist seit sechs Jahren Bürgermeister von Rotterdam. Die niederländische Hafenstadt kämpft schwer mit ihren Gegensätzen. Einerseits ist sie eine internationale, multikulturelle Großstadt, die sich wirtschaftlich gerade erholt und mittlerweile wieder als schick gilt. Andererseits feiert "Leefbaar Rotterdam", eine islam- und einwanderungskritische Partei, seit Jahren Erfolge. Bei den Kommunalwahlen 2014 wurde sie größte Partei und bildet mittlerweile mit Konservativen und Liberalen die regierende Koalition der Stadt. Die Wahl des Bürgermeisters erfolgt unabhängig davon, so dass Aboutaleb, obwohl er der sozialdemokratischen Partei PvdA angehört, trotzdem noch im Amt ist.