Hakuna Matata“ – „Kein Problem“. Emanuel weiß, was Touristen hören wollen. Der Gesprächsbeginn fällt leicht, die schönste aller König-der-Löwen-Floskeln lässt Sprachbarrieren keine Chance.

Emanuel ist Massai, gehört also der wohl bekanntesten Volksgruppe Ostafrikas an. Seine Heimat ist die Gegend um Arusha, weit im Norden Tansanias. Auf Sansibar, einer zu Tansania gehörenden Inselgruppe im Indischen Ozean, arbeitet er als Wachmann und Verkäufer. Mit seiner aus der Norm fallenden roten Tracht und den breiten weißen Armbändern steht Emanuel sinnbildlich für die Vielfältigkeit einer Insel, die man ob ihrer historisch bedingten Multikulturalität gerne als „Afrika für Einsteiger“ bezeichnet.

„Jambo Bwana“, eine kenianische Hymne auf die Leichtigkeit des Lebens, ist der musikalische Bestseller – kulinarisch bewegt sich Sansibar irgendwo zwischen Afrika, Indien und der Arabischen Halbinsel. Mit Mehlbananen, Curry-Huhn, Reis mit Zimtstäben und vielen, vielen Früchten.

Fußball ist die Nationalsportart und wird auf jedem Acker gespielt, so nicht Masika, die große Regenzeit zwischen Ende März und Anfang Juni, als Spielverderber auftritt. Waren die Insel und deren Hauptstadt Stone Town im 16. Jahrhundert noch Zentrum der Sklavenhändler, haben dort heute Obstbauern und Fischer das Sagen. Vor 20 Jahren begann schließlich der Tourismus auf Sansibar Fuß zu fassen, heute ist der Wirtschaftszweig dank 200 Hotelanlagen bedeutsamer als der Gewürzhandel.

Kein Wunder, meint es die Natur doch wahrlich gut mit der Insel. An der Nordspitze von Sansibars Hauptinsel Unguja etwa, zwischen den Dörfern Nungwi und Kendwa, übertreffen sich pittoresk weitläufige Sandstrände und türkis schimmerndes Wasser. Eine kurze Bootsfahrt und zwei kreuzende Delfin-Familien entfernt liegt das Sansibar vorgelagerte Taucherparadies Mnemba. Sandbank, Korallenriff, bunte Clownfische. Ein Platz, an dem der bekannteste Sohn Sansibars seine Paradeballade „Love of My Life“ erdacht haben muss. Geboren als Farrokh Bulsara wurde der Liedermacher als Queen-Stimme Freddie Mercury weltbekannt.

Eineinhalb Propellerflugstunden von Sansibar entfernt hat Abel soeben den Motor seines Safari-Jeeps abgedreht. Vier Löwinnen haben zuvor die holprige Straße überquert und sich nun ein paar Meter von den Vorderreifen entfernt hinter einem Baum auf die Lauer gelegt. Nervenkitzel, Abenteuer, Herzklopfen – und ein lächelndes Flüstern bei Fahrer Abel. „Die Löwen kennen uns und die Jeeps. Sie lassen uns in Ruhe.“

50.000 Quadratkilometer Selous

Die friedliche Form der Symbiose von Mensch und Tier findet man in Selous, dem mit 50.000 Quadratkilometern größten afrikanischen Wildschutzgebiet, vielerorts. Bei den Krokodilen am Rufiji-Fluss ebenso wie bei den zahlreichen Flusspferd-Kolonien im Tagalala-See.

Hakuna Matata eben, kein Problem, fallen die Worte von Emanuel wieder ein. In Tansania ein Ausruf mit breiter Gültigkeit. Egal ob an Sansibars Stränden oder in den Savannen von Selous.