In Bayern spielt Bier generell eine große Rolle. Heuer steht der Gerstensaft aber besonders im Fokus: Am 23. April jährt sich der Erlass des bayerischen Reinheitsgebotes zum 500. Mal. Grund genug für eine Landesausstellung, die vom 29. April bis zum 30. Oktober die Entwicklung Bayerns zum Bierland erzählt. Schließlich steht heute fast die Hälfte der 1.350 deutschen Brauereien im Freistaat.

Eine eigene Bier-Ausstellung

"Bayern, Bier und das Reinheitsgebot - ein fast heiliger Dreiklang", betont der Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte, Richard Loibl. In diesen Tagen legen die Handwerker auf den etwa 1.500 Quadratmetern Ausstellungsfläche im niederbayerischen Kloster Aldersbach letzte Hand an: Stellwände und Vitrinen werden aufgebaut, gedruckte Tapeten und Bilder angebracht sowie Rampen für Rollstuhlfahrer gebaut. "Es ist alles im Zeitplan. In den nächsten Tagen kommen die Exponate, und dann kann es losgehen", betont Ausstellungsleiter Rainhard Riepertinger vom Haus der Bayerischen Geschichte.

Aldersbach nahe Passau hatte sich gegen gut ein Dutzend Bewerber aus dem Freistaat durchgesetzt. "Das Kloster Aldersbach ist der perfekte Ort. Hier gibt es eine historische und eine moderne Brauerei im Original. Hinzu kommt das Klosterambiente mit einer der schönsten Barockkirchen Bayerns", erläutert Riepertinger. Gleich zu Beginn der Ausstellung erwartet die Besucher eine Überraschung. "Wir haben an den Anfang eine Wand mit eingelassenen Weingläsern gestellt. Schließlich war Bayern bis ins 16. Jahrhundert Weinland. Dann wurde es kälter und der Aufstieg des Bieres begann", erklärt Riepertinger.

Zur Abkühlung abtauchen

Im Anschluss wird der Besucher durch die Kulturgeschichte des Bieres geführt. Das originale Sudhaus aus der Zeit um 1900 wurde hergerichtet, alte Geräte wie der Rechenwender zeigen die Industrialisierung in der Braukunst. In einem Raum findet sich der Besucher unterhalb der Wasseroberfläche eines Sees wieder. "Hier zeigen wir sehr anschaulich, wie das Eis zur Kühlung des Bieres herausgesägt wurde", erklärt Riepertinger. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurden Kältemaschinen eingesetzt.

Natürlich sind auch zahlreiche Urkunden und Erlasse zur Herstellung des Bieres ausgestellt. So auch jener des Bamberger Fürstbischof Heinrich III. vom 12. Oktober 1489, der für Bamberg und das Umland ein Bier-Reinheitsgebot bestimmte. Noch heute schäumen die Franken, dass die eigentliche Wiege des Bier-Reinheitsgebots bei ihnen liegt. Der Widerstand hat aber nichts gebracht: Durchgesetzt hat sich das Datum 23. April 1516, als Bayerns Herzog Wilhelm IV. und sein Bruder Herzog Ludwig X. auf dem Landständetag in Landshut bestimmten, "dass forthin allenthalben in unseren Städten und Märkten und auf dem Lande zu keinem Bier mehr Stücke als allein Gersten, Hopfen und Wasser verwendet und gebraucht werden sollen."

Dieser Erlass ist im Original ausgestellt. Es ist aber keine Urkunde mit Wachssiegel, sondern lediglich eine Seite in einer gedruckten Gesetzessammlung. Neben zahlreichen weiteren Exponaten aus der Vergangenheit, etwa eine Tischkegelbahn für das Wirtshaus, dokumentieren visuelle Effekte die Biergeschichte.

Durstig bleibt hier niemand

So erklärt eine Biersommeliere, wie das Getränk fachgerecht eingeschenkt wird, und die als Mama Bavaria vom Nockherberg bekannte Kabarettistin Luise Kinseher schlüpft in die Rolle einer Kellnerin aus dem Jahr 1900. In vier Episoden erzählt sie vom 16-Stunden-Arbeitstag, der geringen Bezahlung und der sexuellen Belästigung in dem von Männern dominierten Wirtshaus. Karl Valentin und Liesl Karlstadt zeigen dann in einem 25-Sekunden-Sketch auf einer Leinwand, wie man eine Maß in einem Zug austrinkt.

Wer nun selbst vom Durst geplagt wird, dem wird geholfen: Extra zur Landesaustellung haben sich zwölf bayerische Klosterbrauereien zusammengetan und auf Grundlage historisch glaubhafter Rezepturen zwei Biere gebraut. So entstand ein Pfortenbier, das früher von Bediensteten und Besuchern an der Pforte getrunken wurde, und ein Konventbier, das einst Mönchen und wichtigen Gästen vorbehalten war.