Für die Rolle der schönen, reifen, intelligenten Frau, scheinbar unberührt von etwaigen Auswirkungen des Alters, gab es in der Filmwelt der vergangenen Jahre eine perfekte Besetzung: Senta Berger. Witz, Charme und Weiblichkeit gepaart mit authentischer Rollengestaltung sind nach wie vor die Markenzeichen der gebürtigen Wienerin, die am 13. Mai ihren 75. Geburtstag feiert.

Schon früh entdeckte die 1941 geborene und in Lainz aufgewachsene Tochter des Wienerlied-Komponisten und Beamten Josef Berger ihr schauspielerisches Talent. Nach dem Ballettunterricht bei Rosalia Chladek an der Akademie für Musik und darstellende Kunst wurde die "Sophia Loren vom Gemeindebau" bereits mit 16 Jahren am renommierten Max-Reinhardt-Seminar aufgenommen. Für ihre ersten nicht genehmigten Dreharbeiten musste sie die Ausbildung vorzeitig abbrechen, was ihrer Karriere jedoch keineswegs schadete. Ganz im Gegenteil: Prompt wurde Senta Berger für drei Jahre am Theater in der Josefstadt engagiert.

Wanderjahre

Achtzehnjährig ging sie allerdings nach Berlin, wo Berger auch ihren späteren Mann Michael Verhoeven kennenlernte. Der Durchbruch beim Film gelang ihr 1961 in der Verfilmung von Johannes Mario Simmels "Es muss nicht immer Kaviar sein" an der Seite von O.W. Fischer. Angesichts der filmischen Lage im deutschsprachigen Raum in den 60ern zog es die junge Schauspielerin jedoch bald nach Hollywood. Hier drehte sie mit Stars wie Charlton Heston, Frank Sinatra, John Wayne oder Yul Brynner.

Gegen Ende der 1960er Jahre, mit dem Aufkommen des New Hollywood Cinema, folgte jedoch alsbald die Rückkehr nach Europa, wo sie in Deutschland, vornehmlich aber im wichtigen Filmmarkt Italien über Jahre an ihre US-Erfolge anknüpfen konnte. In diesen Jahren arbeitete sie mit Sam Peckinpah, Wim Wenders, Volker Schöndorff und nicht zuletzt mit ihrem Mann, dem Arzt und Regisseur Verhoeven, den sie 1966 heiratete.

Mehr als 100 Filme

Dabei ist Berger seit dieser Zeit nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera aktiv. So hatte sie 1965 gemeinsam mit Verhoeven die "Sentana-Filmproduktion" gegründet und nach der Wende dann das Berliner "Toni"-Kino übernommen. Auf der Erfolgsliste der Firma finden sich Produktionen wie "Die weiße Rose" oder "Das schreckliche Mädchen". Zwei weitere gemeinsame Erfolgsprodukte: Die beiden Söhne Simon Vincent (geboren 1972) und Luca Paul (geboren 1979).

In ihrer glanzvollen Karriere stand Senta Berger in mehr als 100 Filmen vor der Kamera, wobei auch immer wieder die Hinwendung zum Kino erfolgte. So kam 2010 mit "Satte Farben vor Schwarz" erstmals seit über zehn Jahren ein Spielfilm mit Berger in die heimischen Kinos. Es folgten 2012 Isabel Kleefelds Daniel Kehlmann-Verfilmung "Ruhm" und "Zettl" mit Regisseur Helmut Dietl. Zuvor hatte sie besonders mit TV-Serien wie der noch immer laufenden Serie "Unter Verdacht" oder mit legendären TV-Rollen in "Kir Royal" oder "Die schnelle Gerdi" ihr Publikum für sich eingenommen. Unter der Regie ihres Sohnes Simon Verhoeven dreht sie heuer die Flüchtlingskomödie "Willkommen bei den Hartmanns" an der Seite von Elyas M'Barek.

Buhlschaft

Aber auch der Bühne blieb sie treu: Am Wiener Burgtheater brillierte Berger unter anderem mit Klaus Maria Brandauer in Molieres "Tartuffe" (1979) oder am Schiller-Theater in Berlin in Schnitzlers "Reigen". Und zwischen 1974 und 1982 berührte sie an der Seite von Curd Jürgens und Maximilian Schell als "Buhlschaft" im "Jedermann" bei den Salzburger Festspielen. Ihre glanzvolle Karriere dokumentierte sie 2006 in ihrer Autobiografie "Ich habe ja gewusst, dass ich fliegen kann".