John Oliver, scharfzüngiger und treffsicherer Late-Night-Talker in den USA, springt Jan Böhmermann bei. Er sei sehr froh, dass Amerika anders als Deutschland kein Gesetz habe, das einen für ein Gedicht hinter Gitter bringe, sagte Oliver. "Ich wäre schon längst in einem Hochsicherheitsgefängnis."

"Erdogan hat eine unglaublich dünne Haut", sagte Oliver. "Er ist schuld, er macht es einem viel zu leicht, sich über ihn lustig zu machen." Oliver zitierte Erdogans Vergleiche von Israel mit Hitler-Deutschland sowie frauenfeindliche Aussagen des Präsidenten.

An die Adresse Erdogans fügte er hinzu: "Wenn Du so ängstlich darauf bedacht bist, nicht verspottet zu werden, versuch doch mal, die freie Rede weder in Deinem Land noch in anderen zu unterdrücken und Dich generell so zu verhalten, dass nicht jeder sehen will, wie man Dir in den Hintern tritt."

Auch die "New York Times" meldet sich zu Wort: Mit ihrer Haltung in der Affäre Jan Böhmermann setze die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel ein falsches Signal. Ihre Entscheidung, ein Gerichtsverfahren zu erlauben, komme dem Bezahlen von Lösegeld an Kidnapper gleich, schreibt die Zeitung am Dienstag in einem Editorial. "Das unmittelbare Problem ist gelöst, es schafft aber einen gefährlichen Präzedenzfall." Und weiter: "Die Freiheit, politische Führer auf die Schippe zu nehmen, ist einer der wichtigsten Unterschiede zwischen liberalen Demokratien und autoritären Staaten", schreibt die Zeitung. 

Böhmermann hatte Ende März in seiner Fernsehshow "Neo Magazin Royale" ein drastisches Gedicht auf den türkischen Präsidenten verlesen und damit eine größere Affäre ausgelöst.