Für Helene Fischer regnet es schon erste Lobesworte, da ist ihr Sieg noch gar nicht klar. An einer Stelle sagt ein Moderator dann, sie sei so beliebt, "sie könnte in einem Briefkasten in Panama auftreten und die Fans würden trotzdem Schlange stehen." Deutschlands Schlagerkönigin ist nicht zu bremsen - bei der Echo-Verleihung am Donnerstagabend kassiert die 31-Jährige vier Trophäen.
Helene, das ist ein Garant für wirtschaftlichen Erfolg. Und für den Echo. Mit insgesamt 16 Echos hat sie nun so viele Trophäen wie kein Musiker vor ihr. Die blonde Sängerin steht dann im schwarzen Spitzenkleid auf der Bühne in Berlin und hat Tränen in den Augen. Es sei eine "unfassbare Ehre", sagt sie, als sie die Auszeichnung für ihre Platte "Weihnachten" als Album des Jahres entgegennimmt.
Einem könnten die Ergebnisse der Preisverleihung wohl eher nicht passen. Rapper Sido jedenfalls galt mit vier Nominierungen als Favorit - dass er leer ausgehen würde, posaunt er dann schon während der Livesendung raus. "Die sind so dumm hier beim Echo", sagt Sido mit Sonnenbrille, "hinter der Bühne stehen alle Preise rum." Er habe mal geguckt, wer gewinne. "Ich jedenfalls nicht."
Aufsteiger Joris
Die deutsche Musikbranche feiert sich weitgehend selbst - und mit dem Echo oft die Immergleichen. Helene Fischer räumte schon in den Vorjahren ab. Bei der Gala in Berlin kann aber auch ein Newcomer punkten. Joris ("Herz über Kopf") bekommt drei Echos, darunter den Kritikerpreis. Der orientiert sich im Unterschied zu vielen anderen Kategorien nicht am Verkauf, sondern an einer Jury.
Durch den Abend manövriert eine hervorragend aufgelegte Barbara Schöneberger - mit Jokes, Selbstironie und so manchen Anspielungen ("Jetzt wo wir Frauke Petry kennen, sind wir so froh, dass er nominiert ist: Wolfgang Petry"). Der Echo werde jetzt zum 25. Mal verliehen. Was in den Jahren alles passieren könne, könne man an ihr sehen, erzählt die quirlige TV-Entertainerin. "Ich muss ja nur mich angucken: Von der Lolita zur Cellulita."
Schöneberger überspielt spontan Patzer und lobt die Haare von RnB-Künstler The Weeknd als "zweitschönste Frisur nach Donald Trump". Achso, Komiker Oliver Pocher taucht passend zum Thema im Trump-Kostüm am lilafarbenen Teppich auf. Auf der Bühne stehen unter anderem die deutsche ESC-Hoffnung Jamie-Lee, der Singer-Songrwiter James Bay, Enya und Altrocker Udo Lindenberg. Und es wird an verstorbene Musiker wie Roger Cicero und David Bowie erinnert.
Vergeben wird der Musikpreis in insgesamt 31 Kategorien. Eine Auszeichnung geht an die umstrittenen Deutschrocker von Frei.Wild. Sie hat eine turbulente Vorgeschichte: Die Südtiroler waren 2013 nach Protesten noch von der Nominierungsliste gestrichen worden. "Zuhause aufstellen werden wir diesen Preis als Band nicht", kündigten sie an.
Die richtig großen internationalen Stars fehlen auf der Gästeliste. Die Britin Adele etwa, die dreimal nominiert war, ist gar nicht erst nach Berlin gekommen. Dass sie dann auch tatsächlich in der Kategorie Künstlerin Rock/Pop International gewinnt, wird nur auf dem Papier verkündet. Ein anderes beliebtes Mittel, um Promis aus der Ferne zumindest irgendwie dabei zu haben: die Videoschaltung.
Aber gut, Helene Fischer ist ja an Ort und Stelle. Ihr Album "Weihnachten", für das sie den Titel des Albums des Jahres bekommt, sei nur sechs Wochen auf dem Markt gewesen, sagt sie selbst. An ihr kommt keiner vorbei. Und da gibt es auch jede Menge entsprechende Kommentare am Abend. Als Sarah Connor ihren Echo als Künstlerin Rock/Pop national entgegennimmt etwa, da sagt sie, ihr eigener letzter Echo sei schon 14 Jahre her - im Gegensatz zu "dir, Helene".