Das "Unwort des Jahres 2015" lautet in Deutschland "Gutmensch". Das gab die Sprecherin der Jury, Sprachwissenschaftlerin Nina Janich, am Dienstag in Darmstadt bekannt. Das Schlagwort in Zusammenhang mit der Flüchtlingshilfe diffamiere "Toleranz und Hilfsbereitschaft pauschal als naiv, dumm und weltfremd, als Helfersyndrom oder moralischen Imperialismus", begründete Janich die Entscheidung.

1.644 Einsendungen waren eingegangen, mehr als in den Jahren 2014 (1.246) und 2013 (1.340). Zum "Unwort des Jahres 2014" war "Lügenpresse" gewählt worden, 2013 lautete es "Sozialtourismus", 2012 "Opfer-Abo". Die "Unwort"-Aktion gibt es seit 1991. Damit ist "Gutmensch" das 25. deutsche "Unwort".

Neben dem "Unwort des Jahres" gibt es auch das deutsche "Wort des Jahres". Dieser Begriff wird unabhängig von der sprachkritischen Jury mit ihrer Sprecherin in Darmstadt von der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden gewählt. Für 2015 entschied sie sich für den Begriff "Flüchtlinge". Diese Bezeichnung sei im deutschen Wortschatz stark verankert, hieß es zur Begründung. Das Wort "Flüchtlinge" bringe die zentrale gesellschaftliche Diskussion auf den Punkt.

Bereits Anfang Dezember war das österreichische Unwort 2015 bekannt gegeben worden: "Besondere bauliche Maßnahmen". Laut Rudolf Muhr von der Forschungsstelle Österreichisches Deutsch der Universität Graz ist "dieser Euphemismus aus dem Munde der derzeitigen Innenministerin (Johanna Mikl-Leitner, ÖVP, Anm.) der direkte Gegenbegriff zum Wort des Jahres" und meine in Wirklichkeit einen kilometerlangen Zaun an der slowenischen Grenze. Wort des Jahres 2015 in Österreich wurde "Willkommenskultur".